Heute wurde in Klagenfurt ein 14 Jahre zurückliegender Mordfall verhandelt, bei dem ein Marokkaner eine Italienerin in Völkermarkt getötet haben soll. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Am Landesgericht Klagenfurt startete am Dienstag der Prozess um einen 14 Jahre zurückliegenden Mordfall, bei dem ein Marokkaner eine Italienerin in Völkermarkt getötet haben soll. Entgegen den Erwartungen wurde bereits am ersten Verhandlungstag ein Urteil gesprochen.
Vielzahl von Indizien belasten den Angeklagten
Laut Staatsanwältin Sandra Agnoli gebe es zahlreiche Indizien, die auf den 49-jährigen marokkanischen Angeklagten hindeuten. Er soll 2008 die Italienerin Anna Todde, mit der er eine Beziehung geführt haben soll, vorsätzlich getötet haben. Die Tat zeichnete sich durch starke Gewalt aus, weshalb Agnoli von einem sogenannten „Overkill“ und einer Beziehungstat sprach. Um seine Spuren zu verwischen, soll der Angeklagte den Leichnam mit Brandbeschleuniger angezündet haben. Die Tote wurde erst Jahre später identifiziert. Spermaspuren brachten den Marokkaner im Herbst 2021 ins Zentrum der Ermittlungen.
Angeklagter bestreitet die Vorwürfe
Der Beschuldigte, der in Italien lebt und zehn Vorstrafen hat, bekannte sich „nicht schuldig“. Sein Verteidiger Nikolaus Rast hielt die Anklage für wenig fundiert und kritisierte das Ermittlungsverfahren als einseitig. Rast betonte, dass Sperma auch nach dem Geschlechtsverkehr nachweisbar ist. Der Angeklagte traf die Frau regelmäßig für sexuelle Begegnungen, jedoch sei es keine feste Beziehung gewesen.
Lebenslange Haft für den Angeklagten
Trotz der Verteidigung des Angeklagten wurde er überraschend schnell zu lebenslanger Haft verurteilt. Fünf Geschworene sahen den Angeklagten als schuldig an. Verteidiger Rast legte Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde ein, sodass das Urteil noch nicht rechtskräftig ist.
Zeugenaussagen im Prozess
Die Schwester der Toten sagte ebenfalls als Zeugin aus und identifizierte den Angeklagten eindeutig. Sie beschrieb ihre Schwester als materialistisch und gab an, dass der Angeklagte sie finanziell unterstützt habe. Er sei jedoch auch eifersüchtig gewesen und habe nicht gewollt, dass sie ihrer Spielsucht nachgeht.
Verteidiger Rast vermutete eher Spielschulden als Mordmotiv und hinterfragte die Schwester der Toten zu etwaigen Bedrohungen aus dem Glücksspielmilieu. Die Schwester konnte hierzu jedoch keine Informationen geben.
Schuldenlast und mögliche Bedrohungslage
Rast brachte der Zeugin in Erinnerung, was sie der Polizei im Jahr 2012 berichtet hatte. Damals hatte sie angegeben, dass ihre Schwester ihr zu verschiedenen Gelegenheiten erzählt hatte, dass sie Schulden aufgrund von Glücksspielen hatte. Außerdem hatte sie Angst, dass jemand sie wegen ihrer Schulden aufsuchen könnte und plante, Turin zu verlassen.
Die Schwester selbst erinnert sich daran, dass Anna ein paar Wochen vor ihrem Tod gesagt hatte, dass sie, wenn ihr etwas zustoßen würde, verbrannt und neben ihrem verstorbenen Ehemann beerdigt werden wolle.
Mysteriöse SMS nach Annas Verschwinden
Anna Todde verschwand Wochen später und ihre Schwester konnte sie nicht erreichen. Von Annas Handy aus wurde eine seltsame SMS gesendet, in der stand, dass sie ihr Leben verändern wolle und glücklich sei, man solle nicht nach ihr suchen. Die Schwester wurde misstrauisch, da die Nachricht ungewöhnlich mit Sternchen versehen war. Daraufhin wurde eine Vermisstenanzeige aufgegeben.
Anklageschrift
Im Oktober 2008 soll der Marokkaner in Völkermarkt absichtlich die 49-jährige Italienerin Anna Todde ermordet haben – daili.at berichtete. Er soll ihr mehrere schwere Schläge gegen den Kopf versetzt, sie gewürgt und schließlich viermal auf sie geschossen haben, dreimal in die Brust und einmal in den Kopf. Der Angeklagte wurde erst im Jahr 2021 aufgrund eines DNA-Treffers, während er in Italien wegen Drogendelikten inhaftiert war, identifiziert.