In Kärnten stiegen 2023 die Privatinsolvenzen um 17 %, während die Passiva um 23 % auf 44 Mio. Euro sanken. Mit 517 Fällen belegt Kärnten den dritten Platz im Bundesländer-Vergleich.
In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 wurden in Kärnten laut einer aktuellen Hochrechnung von KSV1870 insgesamt 517 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Dies markiert einen Zuwachs von nahezu 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Parallel dazu sind die vorläufigen Passiva um etwa 23 Prozent auf 44 Millionen Euro gesunken. Daraus ergibt sich, dass Privatpersonen in Kärnten im Durchschnitt Schulden in Höhe von 85.000 Euro angemeldet haben, im Gegensatz zu 129.000 Euro im Vorjahr.
Die steigenden Kosten für Lebensmittel, Miete und Strom bilden für viele private Haushalte ein ernstes Problem, was den Anstieg der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren teilweise erklärt. Mag. Barbara Wiesler-Hofer, Standortleiterin KSV1870 Klagenfurt, merkt an, dass das Vorkrisenniveau von 522 Fällen aus dem Jahr 2019 bisher nicht vollständig erreicht ist.
Vergleich der Bundesländer: Kärnten auf Rang drei
Österreichweit ist die Zahl der Privatkonkurse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwa 6,5 Prozent auf 6.616 Fälle gestiegen. Bei einer Betrachtung der einzelnen Bundesländer ist zu erkennen, dass es regionale Unterschiede gibt. Einige Bundesländer verzeichnen Rückgänge, während andere Zuwächse erfahren. So verzeichnet die Steiermark einen Rückgang von 8,1 Prozent, wohingegen Vorarlberg einen Anstieg von 41 Prozent zu verzeichnen hat. In dieser Rangfolge nimmt Kärnten mit einem Anstieg von 17 Prozent den dritten Platz ein.
Männer und Selbstständige
Die Untersuchung von KSV1870 zeigt, dass in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023, 62 Prozent der Privatkonkurse auf Männer zurückzuführen waren, während 38 Prozent der Fälle Frauen betrafen. Besonders bei ehemaligen Selbstständigen, die 26 Prozent der Fälle ausmachen, sind Männer mit 70 Prozent stark vertreten.
Ausblick: Weiterer Anstieg steht bevor
Es wird erwartet, dass die wirtschaftliche Belastung für viele Menschen in Kärnten in der nahen Zukunft anhalten wird, und die hohen Kosten werden sich voraussichtlich nicht schnell verringern.
Aufgrund der aktuellen Situation ist es somit durchaus vorstellbar, dass am Ende des laufenden Jahres wieder das Vorkrisenniveau erreicht wird. Im Jahr 2019 waren das in Kärnten rund 700 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren.
Wiesler-Hofer
*) Die Passiva für das Jahr 2023 sind vorläufige Werte und beziehen sich auf den Stichtag der Hochrechnung, den 14.9.2023. Im Zuge der fortlaufenden Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.