Konkret soll der Kauf des deutschen Mittelstrecken-Luftabwehrsystems Iris-T geplant sein, so die Verteidigungsministerin Klaudia Tanner.
Österreichs Engagement in der europäischen Luftabwehr-Initiative „Sky Shield“ (ESSI) nimmt konkrete Formen an. Das österreichische Bundesheer plant, in Zusammenarbeit mit Deutschland, acht Feuereinheiten des „Iris-T“-Systems zu erwerben. Ein entsprechendes „Memorandum of Understanding“ (MoU) mit Deutschland wird in Kürze unterzeichnet, wie die Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) in einer Pressekonferenz bekannt gab.
Treffen der Luftwaffenchefs von „Sky Shield“
Die Chefs der Luftstreitkräfte der 15 an „Sky Shield“ beteiligten Nationen trafen sich letzte Woche in Deutschland, dem Initiator der Initiative. Auch Vertreter des Rüstungskonzerns Diehl Defence, dem Hersteller des in der Ukraine „mit hohen Abschussraten“ eingesetzten Raketenabwehrsystems „Iris-T“, waren anwesend. Für das österreichische Bundesheer nahm „Air Chief“ Brigadier Gerfried Promberger an dem Treffen teil und erhielt erstmals Einblick in die konkreten Pläne der Partnerländer.
Gemeinsame Beschaffung und Training
Es geht nicht nur um eine gemeinsame Beschaffung, sondern auch um gemeinsames Training.
Gerfried Promberger
Dies sei effizient in Bezug auf Personalressourcen. Die Vision sei die Etablierung einer europäischen „Air Defence School“. Neben der kosteneffizienten Beschaffung der Systeme sei auch die Interoperabilität und die Verwendung einheitlicher Begriffe von Bedeutung, so der Offizier.
Wir haben eine riesige Fähigkeitslücke in der bodengebundenen Luftabwehr. Da brauchen wir etwas, das schon erprobt ist.
Gerfried Promberger
Österreichs Pläne für die Beschaffung von Feuereinheiten
Österreich plant, insgesamt acht Feuereinheiten zu erwerben, wie es auch im „Aufbauplan 2032“ des Bundesheeres vorgesehen ist. Eine Feuereinheit ist modular aufgebaut und besteht aus einer taktischen Einsatzzentrale, drei Raketenwerfern mit jeweils acht Lenkflugkörpern, einem Radarsystem und einer Materialerhaltungseinrichtung. Je vier der Systeme sollen über eine kurze Reichweite (SLS, 15 bis 20 Kilometer) bzw. mittlere Reichweite (SLM, 40 bis 50 Kilometer) verfügen. Insgesamt werden also 24 Raketenwerfer erworben.
Das ist keine Angriffswaffe, sondern eine Defensivwaffe.
Gerfried Promberger
Iris-T sei auch äußerst flexibel und könne innerhalb weniger Minuten ab- und aufgebaut werden.
Zukünftige Modifikationen und Kosten
Der Hersteller plant bereits eine Modifikation mit Reichweiten bis zu 80 Kilometer. Die Erfahrungen aus dem Krieg in der Ukraine werden kontinuierlich in die Bewertungen der Sky-Shield-Partner aufgenommen.
Insgesamt rechnet das Bundesheer mit einer Summe von rund zwei Milliarden Euro für die bodengebundene Luftabwehr, darin enthalten ist auch die Kampfwertsteigerung bestehender Systeme und die Drohnenabwehr.
Möglicher Betriebsbeginn im Jahr 2026
Tanner bezeichnete das von ihrem deutschen Kollegen Boris Pistorius genannte Ziel, dass „Sky Shield“ bereits 2026 in Betrieb sein soll, als anspruchsvoll, aber machbar. Es wird erwartet, dass es ab dem Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung es etwa ein Jahr dauert, bis Österreich entsprechendes Gerät zur Verfügung haben wird. Danach sollen im jährlichen Abstand weitere Feuereinheiten eintreffen.
Die deutsche Seite beabsichtigt, das „Memorandum of Understanding“ (MoU) in den kommenden Wochen zu übermitteln, welches anschließend von Experten im Verteidigungsministerium geprüft werden soll.