Prvić Luka (Prvić Hafen) ist ein kleiner Ort auf der Insel Prvić. Von Šibenik aus kommend ist Prvić die erste Insel. Daher stammt auch der Name der kleinen Insel: „prvi“ heißt auf Kroatisch „die Erste“.
Wenn ich davon schwärme, dass es auf dieser wunderbaren kleinen Insel eine Post, drei kleine Minimärkte, mehrere Restaurants und auch noch zwei Obst und Gemüsestände gibt, sehe ich häufig die Verwunderung in den Augen unserer Kunden: Sie kennen das viel größere und bekannte Prvić in der Kvarner Bucht! Auch super zum Paddeln, allerdings mit „unserem“ Prvić teilt sich die Kvarner Insel nur Namen.
Sollten wir uns jetzt Gedanken machen über „unseren Prvić“? Ist es etwa zu klein für wahre Abenteurer? Zu nah am Land, um es Paddelparadies zu nennen? Kurze Antwort: Nein! Der Vorteil der Nähe zum Festland ist nämlich, dass es für die meisten Touristen fast unsichtbar ist. Sie überspringen es gerne und fahren mit der Fähre auf die größeren Inseln.
Nach Prvić fahren nur Taxiboote und kleinere Fähren, die aber nur Passagiere auf der Linie Šibenik – Zlarin – Prvić Luka – Šepurine – Vodice hin und wieder zurückbringen.
Paddler kommen normalerweise mit dem Taxiboot von Srima, wo wir das Auto stehen lassen, weil es auf der Insel auch keine Straßen gibt. Srima liegt südlich von Vodice und ist 15 Minuten von dem Prvić Hafen entfernt. Da unsere komplette Paddelausrüstung schon für uns auf der Insel bereitliegt, können wir unser Gepäck einfach im Rucksack oder in einer Sporttasche mitnehmen. Zelt, Schlafsack und Kocher brauchen wir nicht, wir können jeden Tag im Appartement schlafen und von dort aufs Neue starten.
Bei schlechtem Wetter, Ermüdung oder wenn jemand einfach einmal etwas Ruhe braucht, können sich unsere Gäste ruhig einen Tag Pause gönnen, sich erholen oder einen Ausflug machen.
Unser Bootslager liegt 200 m vom Haus entfernt. Dort bekommt jeder seine Ausrüstung, und schon sind wir bereit für die kommenden Paddeltage!
Die Prvić Runde
In der Regel umrunden wir als Erstes unsere kleine Insel: Das ist auch die beste Methode, ganz sicherzugehen, dass wir auch tatsächlich auf einer Insel sind. 😊
Rechnerisch gesehen stellt es sich folgendermaßen dar: Die Insel ist drei Kilometer lang und hat eine Uferlinie von etwa 8 Kilometern. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6 km pro Stunde sind wir nach 1,5 Stunden wieder zurück. Weil wir aber im Urlaub und nicht auf der Flucht sind, nehmen wir uns 3 bis 4 Stunden Zeit dafür.
Eine Kaffeepause in Šepurine, einem Nachbarort von Prvić Luka, ist immer eine gute Idee! Dabei können wir noch zu Fuß die Insel ein bisschen erkunden, auf Hügel laufen und von dort oben die Aussicht genießen. Viele Paddler stellen fest: „Es ist tatsächlich so blau wie auf den Fotos!“, und freuen sich, dass es nicht nur ein Marketingtrick war!
Die kleine Aufwärmrunde nützen wir gleich, um ein gutes Gefühl für unser Boot zu bekommen und richtig mit unserer Ausrüstung umgehen zu können. So bereiten wir uns gut darauf vor, die nächsten Tage ein paar Stunden länger im Kajak zu sitzen.
Geländeform, Untergrund und Wassertiefe ändern sich ständig, und damit ändert sich auch der Wellengang alle paar 100 Meter. Darauf stellen wir uns an den ersten Tagen ein, und wenn dann die Hüfte später auch „locker bleibt“, läuft unser Kajak viel angenehmer und spielerisch durchs blaue Wasser.
Wer noch Lust auf technische Übungen hat, kann vor dem Ausstieg noch etwas üben, wir verraten euch gerne ein paar Tipps und Tricks.
Neuer Tag, neue Tour!
Urlaub ist immer schön, noch schöner ist es am und auf dem Meer, wenn man weiß, dass unsere Kajaks schon auf uns warten: Schnell die Treppen runter und los geht’s!
Prvić ist ein toller Ausgangspunkt für das gesamte Šibenik Archipel. Vor dem Start checken wir natürlich das Wetter: Zu Beginn wollen wir gegen den Wind paddeln, um uns später zurück nach Hause tragen zu lassen. Wenn die Windprognose aber über Windstärke 3 oder 4 hinausgeht, paddeln wir lieber im Windschatten von Prvić oder machen nur kürzere Überquerungen.
Trotzdem sind Srima oder Vodice in der Regel für uns gut und ohne Probleme erreichbar. Beim Mittagskaffee können wir uns das eine halbe Stunde entfernte Ziel anschauen. Gestärkt und erholt paddeln wir bei leichtem Wellengang Richtung Šepurine und danach auf südlichem Kurs zurück zur Basis. Mit der gleichen Taktik sehen wir uns nördlich noch Tribunj an, westlich die Bucht von Tijat und südlich den Hafen von Zlarin.
Mehr Vertrauen, längere Touren
In zwei oder drei Tagen, wenn wir schon mehr Vertrauen in unsere Paddelfähigkeiten haben und das Wetter mitmacht, können wir zu etwas größeren Touren aufbrechen. Das Revier verändert schnell das Aussehen, sodass wir nach ein paar Buchten das Gefühl haben, völlig außerhalb der Zivilisation zu paddeln.
Westlich von uns liegen nach Tijat noch Zmajan, Obonjan und Kaprije. Zwischen der Insel lassen sich oft Delphine sehen. Leider haben sie keinen festen Fahrplan, sodass wir ständig gucken müssen, wo sie wieder auftauchen. Auf der Insel gibt es immer wieder Ausstiegsmöglichkeiten und genug Schatten für die ganze Gruppe.
Eine der längsten Inseln in der näheren Umgebung ist Zlarin. Bei Umrundung nutzen wir die Windstille am Morgen, die uns glattes Wasser ohne Wellen auf der Außenseite garantiert. In ungefähr zwei Stunden paddeln wir um die südliche Ecke, wo wir uns eine der vielen Badebuchten aussuchen, um Pause zu machen. Im Zlarin Hafen lassen wir uns den Kaffee natürlich nicht entgehen, bevor uns unser Weg weiter über eine untiefe Stelle, an der früher ein Leuchtturm stand, Richtung Lupac und zurück nach Prvić führt.
Da wir schon mitten im Šibenik Archipel sind, paddeln wir letztendlich natürlich auch nach Šibenik! Die Tour bringt uns zur St. Nicholas Festung zu Beginn des St. Ante Kanal. Vom Kajak aus können wir uns alles anschauen und auch immer wieder aussteigen.
Der Kanal endet nach einigen Kilometern mit (??? Was ist das? Eine Mauer?), welche die Altstadt von Šibenik schützt. Am nördlichen Rand der Stadt liegt ein großer Steg des Rudervereins, der optimal für unseren Ausstieg ist, und von da kann keiner mehr Šibenik vor uns beschützen.
Ende gut, alles gut … oder ist es nicht mehr als gut …, alles perfekt?
Es gibt wenige Reviere, die so abwechslungsreich sind wie Prvić mit seinem kleinen Archipel. Immer wieder andere Küstenformationen, Wassertiefen, Strömungs- und Wellenverhältnissen, so wird es nie langweilig. Eine gute Ausrüstung, die immer vor Ort auf uns wartet, macht die Touren stressfrei.
Freundliche Gastgeber und die herzliche sowie offene Mentalität der Inselbewohner machen unseren Aufenthalt angenehm und zugleich interessant. Alles in allem eines der letzten Paddelparadiese – wir messen Zeit und Entfernung in Paddelschlägen und Erlebnissen.
Text verfasst von Gregor Zadravec aus Slowenien, Touren-Guide von Seekajaktouren Kroatien und der 1. Soca Kajakschule – Das Original