Aeon Sun spricht über seine Anfänge als Illusionist, die Entwicklung des „Voodoo Needle“-Tricks, prominente Gastauftritte und seine besondere Mischung aus Zauberei, Horror und Comedy auf YouTube.
Vor sieben Jahren begann die Reise vom Kärntner Aeon Sun als Illusionist und Influencer: „Ich habe durch Zufall einen Trick erfunden und habe zu diesem dann gleich mal einen Trailer gedreht, da ich der Meinung war, dass er das Potenzial hatte, ein Hit zu werden.“ Doch der ersehnte Erfolg blieb aus, da ein ähnlicher Trick bereits existierte.
Inspiration und kreative Prozesse
Auf die Frage, was ihn dazu inspiriert, Zaubertricks zu erfinden und auf YouTube zu teilen, erklärt Aeon: „Ich brauche immer ein Ventil, um meine Ideen auszuleben.“ Die Zauberei und Filmemacherei bieten ihm genau das: ein persönliches „Schlaraffenland“, in dem er seine Kreativität uneingeschränkt entfalten kann.
Seine Tricks entstehen aus dem Moment heraus: „Das passiert immer unbewusst. Sobald ich irgendeinen Gegenstand in der Hand habe, ist mein erster Gedanke, was ich damit sonst noch machen kann.“
Beispiel? Ich nehme einen Bleistift in die Hand und ich frage mich sofort, was man damit sonst noch machen kann, außer zu schreiben.
Aeon Sun
Der „Voodoo Needle“-Trick: Ein internationaler Erfolg
Ein großer Wendepunkt in seiner Karriere war der „Voodoo Needle“-Trick, der auf TikTok zum Trend wurde und auch auf YouTube Millionen von Aufrufen erreichte. Aeon, der zudem in einem Marketingunternehmen tätig ist, beschreibt die Entstehung dieses Tricks als einen puren Zufall: „Ich habe in einer Büropause mit einer Nadel und einem Papierblock herumgespielt. Ich war mindestens genauso überrascht wie meine Kollegin, die sofort Beifall geklatscht hat.“ Doch mit dem Erfolg kam auch die Schattenseite: Andere Influencer und Zauberer nutzten seine Kreation, ohne ihn als Urheber zu erwähnen. „Es ist wirklich nicht zu viel verlangt, mir wenigstens Credits zu geben und mich namentlich als Creator zu erwähnen oder meine Social-Media-Kanäle zu verlinken“, betont Aeon.
Anerkennung auf höchstem Niveau: Lob von Max Maven
Ein besonderes Highlight seiner Karriere ist die Anerkennung durch Szenegröße Max Maven, der in der Zauber- und Mentalistenszene höchstes Ansehen genießt. „Der Mann war zudem als technischer Berater von David Copperfield und Siegfried & Roy tätig. Wenn so jemand sagt, dass mein Trick der einzige war, den er auf der Blackpool Magic Convention gekauft hat, dann hat man alles erreicht“, erinnert sich Aeon.
Ich war mit einem Schlag kein Nobody mehr, sondern habe täglich hunderte Nachrichten von Zauberern aus aller Welt bekommen. Sogar ein bekannter Trickentwickler aus dem David Copperfield Team hat bei mir angeklopft und nach weiteren Tricks gefragt. Das war ein magischer Moment.
Aeon Sun
Eine krude Mixtur
Aeon Suns YouTube-Kanal zeichnet sich durch eine krude Mixtur aus Comedy, Sitcom, Zaubervideos, Horror und Arthouse aus. Diese Kombination entstand aus einer „Anti-Haltung“ heraus. Er wollte nie zu jenen Zauberern gehören, die Tricks in Online-Shops kaufen und unkreativ in Videos performen. Stattdessen entwickelt er seine eigenen Tricks und etablierte sich damit als Pionier in der Szene. „Ich bin weltweit der erste Illusionist, der Zauberei, Arthousekunst, Horror, Comedy und Sitcom zu einer Einheit verschmelzen lässt.“
Prominente Gastauftritte
Auch prominente Personen haben bereits in Aeons Videos mitgewirkt. „Da ich nach meinem Erfolg mit der Voodoo-Nadel auch eine gewisse Bekanntheit erlangt habe, war es für mich natürlich ein attraktiver Gedanke, bei diversen Promis anzuklopfen. Ich war einfach unverschämt und habe diese Herrschaften frech angeschrieben.“ Zu den bekanntesten Namen zählen Filmregisseur Uwe Boll und der TV-Mentalist Drew McAdam.
Von der Black-Metal-Band zur Zauberei
Aeon Sun ist nicht nur Illusionist, sondern auch Sänger der Black-Metal-Band Ahnenhammer. Für ihn spielt die Musik eine wichtige Rolle in seinem kreativen Prozess. „Black Metal war sozusagen auch ein gewisser Wegbereiter auf meinem Weg zur Zauberei“, erklärt er. Besonders die düsteren Cover-Artworks, das Corpsepaint und die frostige Atmosphäre der Musik gefallen ihm. Er hat bereits Videos gedreht, in denen er zu einem Doom-Death-Metal-Song in einer finsteren Landschaft zaubert. Sein Musikgeschmack ist allerdings „relativ bunt gemischt“, doch mit Hip-Hop und Schlager kann man ihn „zum Teufel jagen.“
Herausforderungen in der digitalen Ära
Plattformen wie YouTube und TikTok
Aeon hat gemischte Gefühle gegenüber Plattformen wie YouTube und TikTok. Während YouTube ein Gewinn ist, seine Kunst zu präsentieren, merkt er an, dass jeder noch so tolle Trick auf diesen Plattformen revealed wird. „Es ist kein Geheimnis mehr sicher“, sagt Aeon, und selbst sein „Voodoo Needle“-Trick war schnell auf einem fremden YouTube-Kanal mit einer vollständigen Erklärung zu finden.
Ein „kleines Problem“ sieht er bei TikTok. „Wenn ich sehe, dass dort Leute hunderttausende Klicks und Follower bekommen, wenn sie sich einen Hunde-Filter ins Gesicht klatschen und Karaoke zu irgendwelchen schrecklichen Chartsongs trällern, dann stirbt bei mir jede Gehirnzelle einen einsamen Tod“, äußert er sich. Für Aeon fördert der TikTok-Algorithmus vorwiegend unkreative Kunst, während viele Leute, die wirklich etwas draufhaben, komplett untergehen.
Die Zukunft der Zauberkunst
Aeon zeigt sich skeptisch, was die Zukunft der Zauberei in der digitalen Ära angeht. „Die Zauberei hängt in einer kreativen Sackgasse fest“, sagt er. Besonders Kartentricks sieht er kritisch. „Man muss sich nur mal die ganzen Online-Zaubershops angucken. Kein Tag, an dem Tausende neue Kartentricks veröffentlicht werden. […] Mittlerweile schaden sie der Zauberei mehr, als dass sie ihr nutzen.“
Zudem findet er, dass viele Zauberer auf Social Media sich nicht trauen, etwas Neues zu versuchen. Aeon ist stolz darauf, seinen eigenen Weg zu gehen, auch wenn er dafür von diversen „Szenewächtern“ schon beschimpft wurde. „Ich lasse mir von niemandem vorschreiben, wie ich mich präsentieren soll. Ich habe im Gegensatz zu vielen anderen etwas gemacht, das noch keiner vor mir gebracht hat und darauf bin ich stolz.“
Kommende Projekte
Aktuell arbeitet Aeon Sun an einem extrem finsteren, magischen Horrorvideo. „Der Herbst eignet sich super für tolle Landschaftsaufnahmen“, sagt Aeon. Zusätzlich plant er, seine Sitcom „Die magische Hütte“ fortzuführen. Ein wichtiger Teil seines kreativen Prozesses ist die Zusammenarbeit mit der Videokünstlerin Jottu Eliaene aus dem Westerwald. „Sie sorgt zusätzlich für kreativen Input und ich würde sie als meine Muse bezeichnen.“
Aeons ursprüngliches Ziel war es, in der magischen Welt eine Spur zu hinterlassen und den Respekt in der Zauberszene zu gewinnen. Allerdings habe er gemerkt, dass diese Szene sehr toxisch ist.
Ich konzentriere mich lieber darauf, all jene zu begeistern, die auch nur ansatzweise etwas für meine Kunst übrig haben. Hauptsächlich aber mache ich das alles für mich selbst und all jene, die mich auf diesem Weg begleiten.
Aeon Sun