Trotz anhaltend hoher Kosten und schwacher Wirtschaftsleistung ist die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren im ersten Quartal 2025 in Kärnten deutlich zurückgegangen.
Laut aktueller KSV1870-Hochrechnung wurden im ersten Quartal 2025 in Kärnten 134 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren gezählt – das entspricht einem Rückgang von 23 % gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres. Zudem haben sich die vorläufigen Passiva* im Vergleich zu den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres erheblich reduziert – und zwar um 20 % auf 12 Millionen Euro.
Der Blick auf die aktuellen Insolvenzentwicklungen im Bereich des Privatkonkurses täuscht laut dem KSV1870, da die wirtschaftliche Lage der heimischen Haushalte weiterhin sehr angespannt ist.
Generell wissen wir, dass die Haushaltsbudgets nach wie vor äußerst knapp bemessen sind und viele von ihren Ersparnissen leben, weil sie die laufenden Kosten mit ihrem monatlichen Einkommen kaum abdecken können. Ob die aktuelle Entwicklung bloß ein kurzes Strohfeuer ist oder die Zahl der eröffneten Privatkonkurse tatsächlich tendenziell eher sinken wird, ist aus heutiger Sicht kaum abschätzbar.
René Jonke, Leiter KSV1870 Region Süd
„Klar ist, dass es im vergangenen Jahr einzig im Handel, und da insbesondere im vierten Quartal 2024, vorsichtige Anzeichen einer leichten Entspannung gab, was die Kaufkraft der Konsumenten betrifft. Die jüngste Entwicklung steht weiterhin auf sehr wackeligen Beinen und es bedarf zusätzlicher politischer Maßnahmen, um die reale Kaufkraft der Privaten rasch zu stärken“, schreibt der KSV1870.
Kärnten mit dem zweitgrößten Rückgang
Mit Blick auf die Ergebnisse der einzelnen Bundesländer zeigt sich nahezu überall ein teils deutlicher Rückgang. Am stärksten fällt dieser in der Steiermark (-25,4 %), gefolgt von Kärnten (-23 %) und Oberösterreich (-11,4 %) aus – alle drei verzeichnen einen zweistelligen Rückgang. Nur Salzburg ist die einzige Region, die einen leichten Anstieg von 2,9 % meldet.
Durchschnittliche Verschuldungshöhe gestiegen
Parallel zur gesunkenen Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren verzeichnen auch die vorläufigen Passiva* am Ende des ersten Quartals 2025 einen deutlichen Rückgang. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind sie um 20 % auf insgesamt 12 Millionen Euro gesunken. Allerdings hat sich auf Basis dieses Ergebnisses die durchschnittliche Verschuldung pro Schuldner um rund 3.000 Euro auf insgesamt 89.500 Euro erhöht.
Als KSV1870 erinnern wir einmal mehr daran, dass der frühzeitige Schritt in ein geordnetes Schuldenregulierungsverfahren die Chancen deutlich verbessert, den finanziellen Turnaround zu schaffen.
René Jonke, Leiter KSV1870 Region Süd
Schwierige Prognose: rund 550 bis 600 Eröffnungen erwartet
Wie sich die Situation im Bereich der Privatkonkurse bis zum Jahresende entwickeln wird, bleibt offen. „Zwar gibt es seitens der Wirtschaftsforschung leichte Anzeichen, dass sich die Situation etwas erholen könnte, vieles wird jedoch auch davon abhängen, wie rasch es der neuen Bundesregierung gelingt, nicht nur die anhaltend hohen Kosten in vielen Bereichen des täglichen Lebens einzudämmen, sondern sie es auch gleichzeitig schafft, Maßnahmen zu setzen, die für reale finanzielle Entspannung bei den Privathaushalten sorgen“, so der KSV1870 weiter.
Aus heutiger Sicht hält der KSV1870 es für realistisch, dass bis zum Jahresende 2025 etwa 550 bis 600 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren gezählt werden. Das wären rund 50 bis 100 Fälle weniger als im Vorjahr.
Es wird auch darauf ankommen, wie sich die Inflation im Jahresverlauf entwickelt und ob sich infolge steigender Unternehmensinsolvenzen auch ein möglicher Arbeitsplatzverlust auf die Entwicklung der Privatkonkurse signifikant auswirkt.
René Jonke, Leiter KSV1870 Region Süd
*) Die Passiva für das Jahr 1. Quartal 2025 sind vorläufige Werte und beziehen sich auf den Stichtag der Hochrechnung, den 04.03.2025. Im Zuge der fortlaufenden Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.
