Das Insolvenzverfahren über die LUKAS Heil-Betriebsstätte GmbH mit Sitz in 9602 Thörl-Maglern wurde eröffnet. Die Höhe der Verbindlichkeiten beläuft sich auf 6.930.000 EUR.
Der Alpenländische Kreditorenverband gibt bekannt, dass über das Vermögen der LUKAS Heil-Betriebsstätte GmbH in 9602 Thörl-Maglern am Landesgericht Klagenfurt ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Dabei handelt es sich um ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung.
Von der Insolvenz sind rund 125 Gläubiger sowie 35 Dienstnehmer betroffen. Laut Antrag ist die Fortführung des Betriebes sowie der Abschluss eines Sanierungsplanes mit einer Quote von 20 Prozent vorgesehen.
Die GmbH wurde im Juli 2013 gegründet und betreibt seither die Herstellung pharmazeutischer Erzeugnisse sowie den Großhandel mit diesen Produkten. Als Geschäftsführerin fungiert Frau Mag. pharm. Alba Angela Steinlechner-Schellander. Gesellschafter sind die LUKAS-Stiftung für menschengemäße Medizin (Anteil: 53,57 %), Herr DI Rolf Dieter Ziegler (Anteil: 17,80 %), die Planwerkstatt Projektentwicklung GmbH (Anteil: 15,57 %), die ST Beteiligungs GmbH (Anteil: 12 %) sowie Frau Mag. pharm. Alba Angela Steinlechner-Schellander (Anteil: 1,06 %).
Insolvenzursachen
Als Ursachen der Insolvenz werden laut Alpenländischem Kreditorenverband im Antrag angeführt:
Die Pharma-Branche ist eine hochregulierte Branche mit strengsten Auflagen und langjährigen Vorläufen. Nachdem die Hauptgesellschafterin die Grundstücke erworben, das Verwaltungsgebäude saniert und das Betriebsgebäude (Reinraumhülle) gebaut hat, wurde Mitte 2019 eine EFRE/ERP-Förderung zur Errichtung der pharmazeutischen Anlage und der Maschinen für Injektionsampullen genehmigt. Nach Ausschreibung, Beauftragung des Planungs- und Leitungsteams sowie der Maschinenbestellung wurde planmäßig im Frühjahr 2020 mit der Anlagenerrichtung begonnen. Die zeitgleich mit der Anlagenerrichtung beginnende Pandemie – ab März 2020 – führte zu einer 2 ½ jährigen Projektverzögerung (Maschinen aus der Lombardei; AGES war gebunden durch Pandemieprodukte; sofortige Kurzarbeit der Baumanagement-, Planungs-, Bau- und Technikfirmen etc.). Ein Antrag auf Erstattung der Verluste idHv EUR rd. 2,27 Mio. bei der COFAG wurde abgelehnt. Das Förderprojekt wurde Mitte 2022 nach formalen Prüfungen des KWF abgeschlossen. Auch ist durch die Verzögerung die tilgungsfreie Zeit der EFRE-ERP-Förderkredite ausgelaufen. Weiters durften die geplanten und bereits angebotenen Aufträge aus Nicht-Arzneimittel-Ampullen nicht durchgeführt werden, da die AGES dies vor den behördlichen Inspektionen nicht akzeptierte.
Aufgrund der Verzögerungen durch die Pandemie und der langen Vorläufe der Behörde war trotz früher Ersteinreichung im Dezember 2020 das Eigenprodukt Isorel in allen drei Varianten erst ab Mai 2024 vertriebsfähig. Ebenso konnte erst im Herbst 2024 mit Lohnampullierung begonnen werden. Dadurch setzten die regelmäßigen Umsätze aus Lohnfertigung und Eigenprodukten verspätet und durch die zu geringen finanziellen Mittel für das Marketing zu schwach ein.
Vorsorglich wurde daher der wirtschaftliche Fokus im ersten Geschäftsjahr 2024 auf weitere Säulen gesetzt:
- 1. auf den Handel mit Arzneimitteln (GDP) inkl. Suchtgift, was eine Kooperation im Bereich medizinischem Cannabis ermöglicht (5-Jahresplan)
- 2. auf die Abfüllung auch von Nicht-Arzneimittelampullen
- 3. auf die Entwicklung und Herstellung von klinischen Prüfpräparaten
Die Beantragung für die Erweiterung obiger Geschäftsfelder erfolgte ab Q2 2024. Im Oktober gab es dazu die entsprechende AGES-Inspektion, und im April 2025 ist mit den entsprechenden Genehmigungen zu rechnen (behördlicher Zeitlauf in Österreich: 8–12 Monate).
Gerade der Bereich klinischer Prüfpräparate ist jedoch gut geeignet, substanzielle Umsätze auch unabhängig von Genehmigungen zu generieren, da der erste Teil (Entwicklung, technische Chargen, Dokumentation etc.) noch nicht patientenrelevant ist. Im Jahr 2024 konnten zwei Aufträge für klinische Prüfpräparate gewonnen werden. Das erste Projekt (Aspire) ist noch im Laufen. Es brachte im Jahr 2024 EUR 425 T an Umsatz und läuft noch weiter, mit einem zu erwartenden Gesamtumsatz von EUR 926 T.
Das zweite Projekt (Stellaplant) war, wie in der Branche üblich, auf Vorauszahlung ausgelegt. Es sollten zwischen Mai 2024 und Jänner 2025 rund EUR 3 Mio. in vier Tranchen angezahlt werden. Der Gesamtauftrag wäre bis Dezember 2025 abzuarbeiten gewesen. Die ersten beiden Vorauszahlungen verspäteten sich bereits um Monate. Die letzten beiden Tranchen wurden nicht bezahlt. Stattdessen wurde der Projektvertrag im Dezember 2024 rechtswidrig gekündigt. Durch die von Stellaplant in weiterer Folge im Feber 2025 eingebrachte Klage wurde endgültig klar, dass die ausstehenden Gelder in der Höhe von EUR 1.719 T nicht mehr kommen werden.
Vermögen
Die Passiva belaufen sich auf 6.930.000 EUR.
Die Aktiva müssen im Zuge des Verfahrens erst genauer eruiert werden. Forderungsanmeldungen können ab sofort über den AKV eingereicht werden.