„Wir, die verantwortlich sind für das Funktionieren des Notarztwesens in Kärnten – wir haben alle das gleiche Ziel: nämlich die Absicherung der notärztlichen Versorgung auf höchstem Niveau in Kärnten“, betonte Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner heute, Donnerstag, im Rahmen einer Pressekonferenz.
Mit „wir“ meinte sie Ärztekammer-Präsident Markus Opriessnig, den Kärntner Notärztesprecher Michael Obmann sowie mit Michael Moser den ersten Notärztekoordinator des Landes Kärnten. Tatsächlich wurde diese Funktion neu installiert – als ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt zur lückenlosen Sicherstellung sämtlicher Dienste, 365 Tage zu je 24 Stunden im Jahr.
Miteinander zum Wohle der Kärntner Bevölkerung
„Uns allen ist klar: Es geht nur miteinander. Ein Miteinander zum Wohle der Kärntner Bevölkerung. Unser Ziel ist es, unser Notarztwesen auf einem hohen Level abzusichern. In langen und sehr konstruktiven Gesprächen haben wir dafür ein weiteres Maßnahmenpaket geschnürt, das mithelfen wird, die großen Herausforderungen zu stemmen“, sagte Prettner. Herausforderungen, die da sind: „Die generelle Überlastung der Ärztinnen und Ärzte durch die Pandemie und damit durch zusätzliche Leistungen; die neue ‚erweiterte‘ Notärzteausbildung; der sich verstärkende Trend hin zur viel zitierten work-life-balance; die Pensionierungswelle, mit der uns engagierte und leidenschaftliche Notärzte abhandenkommen werden“, listete die Gesundheitsreferentin auf.
Weiterentwicklung des Maßnahmenpaketes
„Das bis dato letzte große Notärztepaket haben wir in Kärnten im Feber 2020 präsentiert. In der Zwischenzeit wurden weitere kleinere Anpassungen und größere Honorarsteigerungen vollzogen. Nun war es Zeit für eine Weiterentwicklung des Maßnahmenpaketes“, sagte Prettner. Auch das nunmehrige Paket sieht eine weitere Honoraranhebung vor: Das aktuelle Honorar für einen Wochenenddienst (Samstag oder Sonntag) sowie für einen Feiertag wird von 1.243,44 EUR um 23,4 Prozent angehoben – und beträgt ab Jänner 2023 1.584 EUR. „Für einen Wochenenddienst sind das also 3.168 EUR“, so Prettner. Für die Dienste unter der Woche werden die Tarife um knapp 20 Prozent erhöht – von 42,77 EUR auf 51 EUR pro Stunde, was für einen 16-Stunden-Dienst 816 EUR ergibt.
Land bezahlt die Notarztausbildung
Die weiteren Maßnahmen: Das Land bezahlt die Notarztausbildung (für Notärzte, die dann auch wirklich am System teilnehmen): Die Kosten pro Person belaufen sich auf etwas mehr als 2000 EUR. „Zudem wird das Land das Angebot an psychologischer Fallnachbesprechung und Aufarbeitung für Notärzte ausbauen – das war eine Forderung der Ärzte, der wir gerne nachkommen. Ebenso war es eine Forderung der Ärzte, die Notärzte mit einer einheitlichen Einsatzbekleidung auszustatten; auch dem wird entsprochen“, so Prettner. „Außerdem werden wir – und das empfinde ich als sehr wichtige und zentrale Maßnahme – erstmals einen eigenen Notarztkoordinator einführen.“
Hochwertiges System
Seinen Dienst hat Michael Moser, selbst aktiver und sehr engagierter Notarzt, bereits angetreten. Er erklärte: „Seit knapp zwei Jahrzehnten bin ich auch als Notarzt tätig, weil es mir ein Herzensanliegen ist, daran mitzuwirken, unser hochwertiges System zu erhalten. Und genau das ist auch meine Motivation, die Funktion des Notärztekoordinators anzunehmen.“ Moser ist überzeugt: „Wir gehören in Kärnten zur internationalen Speerspitze – und das soll so bleiben.“ Seine Aufgabe wird es sein, die jeweiligen Sprengelverantwortlichen zu koordinieren und etwaige Lücken zu schließen – sowie Synergien zu nutzen.
Es geht auch darum, Freelancer aus anderen Bundesländern zu lukrieren und sie an Kärnten zu binden. Wichtig ist es, sich den Herausforderungen, die sich vor Ort auftun, anzunehmen und das System immer weiterzuentwickeln.
Michael Moser
Wertschätzungspaket den Ärzten gegenüber
Ärztekammer-Präsident Markus Opriessnig bezeichnete das Maßnahmenpaket als „Wertschätzungspaket des Landes den Ärzten gegenüber.“ Er sei sehr glücklich über die gute Gesprächsbasis mit dem Land. „Das Paket zeugt von Respekt und Wertschätzung.“ Mit der Honoraranhebung befinde sich Kärnten nunmehr „im soliden Mittelfeld“, sagte Opriessnig, „doch es ist schön zu sehen, dass auch auf anderen Schrauben gedreht wurde“. Allen voran sei die Ausbildung ein ganz zentraler Punkt, er freue sich, dass das Land sämtliche Kosten dafür übernimmt. Auch die einheitliche Einsatzbekleidung war der Ärztekammer wichtig, weil sie einerseits eine Identifikationsmaßnahme sei, vor allem aber zur Sicherheit der Notärzte bei deren Einsätzen beitragen werde. „Wir sprechen ja von einer Schutzausrüstung, die allen Schutzanforderungen entsprechen muss.“ Opriessnig ist überzeugt: „Das Gesamtpaket wird dazu beitragen, unser Notärztesystem auf dem wirklich hohen Level zu halten.“
Gesundheitsreferentin Prettner dankte ausdrücklich „allen Ärztinnen und Ärzten, die sich trotz der herausfordernden und äußerst belastenden Zeit bereit erklären, einen Dienst als Notarzt zu versehen. Dass unser System so gut funktioniert, ist der Einsatzbereitschaft und der Leidenschaft der Ärztinnen und Ärzte zu verdanken.“
Daten zum Kärntner Notärztewesen
- Mit neun Stützpunkten verfügt Kärnten über ein sehr dichtes Netz (Klagenfurt, Villach, Spittal, Hermagor, Feldkirchen, St. Veit, Friesach, Völkermarkt, Wolfsberg)
- Abgesehen von den Stützpunkten Klagenfurt (6,9) und Villach (4,4) gibt es binnen 24 Stunden zwischen 0,3 und 2,8 Einsätze
- Kärnten ist österreichweit führend, was die Einsatzzeiten betrifft –durchschnittlich rund 10 Minuten
- In 5 von 9 Stützpunkten sogar unter zehn Minuten
- Pro Jahr werden rund 5500 bodengebundene Notarztdienste absolviert: rund 2.300 durch Krankenanstalten, also aus dem Dienst heraus; rund 3.200 auf freiberuflicher Basis.
- Kärnten verfügt zudem über drei Notarzthubschrauber: C11 (Stützpunkt Klagenfurt), RK1 (Stützpunkt Fresach), C7 (Stützpunkt Lienz) – auch Nachtflüge!
- Werktags von Montag bis Freitag, jeweils 7 Uhr bis 15 Uhr, wird der Dienst aus den Krankenhäusern bereitgestellt. Das Land Kärnten leistet dafür Personalkostenersätze an die Krankenanstalten.
- Für einen Dienst werktags (Montag bis Freitag von 15 Uhr bis 7 Uhr) zahlt das Land Kärnten das Honorar direkt an den (freiwilligen) Notarzt, ebenso an Wochenenden und Feiertagen.