Antibiotikasäfte für Kinder werden aufgrund von Lieferengpässen knapp, was Ärzte und Eltern besorgt. Apotheker Gunther Hebein von der Kornblumen Apotheke in Grafenstein erklärt gegenüber daili.at die Gründe und betont die Herausforderungen, denen Apotheker bei der Suche nach praktikablen Lösungen für Patienten gegenüberstehen. Die Apotheke hat nun begonnen, Antibiotika händisch herzustellen.
Antibiotikasäfte für Kinder werden aufgrund von Lieferengpässen knapp, was bei Ärzten und Eltern Besorgnis auslöst. Grund für diese Engpässe ist laut Apotheker Gunther Hebein von der Kornblumen Apotheke in Grafenstein die Produktion im asiatischen Raum sowie die langen Lieferwege in Kombination mit niedrigen Preisen für Arzneimittel in Österreich und der modernen Marktwirtschaft. Zudem gibt es nur noch wenige Hersteller in Europa, die produzieren, darunter Sandoz in Kundl und Krka in Slowenien.
Zeitaufwendige Suche nach Lösungen
Der Apotheker betont, dass die Herstellung, Kontrolle und Auswahl von Arzneimitteln eigentlich die Kernaufgabe des Apothekers ist und beim Studium der Pharmazie an österreichischen Universitäten glücklicherweise noch einen sehr hohen Stellenwert hat. „Leider wurden wir von der Politik immer wieder als akademische ‚Händler‘ abgestempelt“, so Hebein.
Da es viele Patienten gebe, die in der Apotheke mit einem Rezept für ein nicht verfügbares Arzneimittel stehen, sei es ein immenser Zeitaufwand, für jeden eine praktikable Lösung zu finden. Dieser Zeitaufwand werde jedoch von den Kassen nicht abgegolten und nehme täglich 2–3 Stunden Zeit neben den anderen notwendigen Arbeiten in Anspruch.
Patienten mit Lösung sehr zufrieden
Obwohl bei einfachen Arzneimitteln für Erwachsene wie Kopfschmerztabletten schnell Ersatzprodukte gefunden werden können, gestalte sich dies bei lebensnotwendigen Arzneimitteln schwieriger. Die Kornblumen Apotheke habe jedoch schon lange Ersatzprodukte im Labor hergestellt, etwa gewisse Schmerztropfen, die nicht mehr erhältlich seien. Die Patienten seien mit dieser Lösung sehr zufrieden.
Apotheke stellt nun auch Antibiotika händisch her
Was die Kinder betrifft, habe die Apotheke schon immer händisch individuelle Arzneimittel für schwer kranke Kinder hergestellt, die es in der notwendigen Stärke am Markt nicht gibt. Da es nun jedoch die meisten Fiebersäfte und Antibiotika nur sehr eingeschränkt bis gar nicht mehr gebe, habe Hebein in Rücksprache mit den Ärzten beschlossen, auch diese händisch herzustellen.
Produktion bereits begonnen
Um den Bedarf zu decken, hat er das notwendige Equipment bestellt und bereits mit der Produktion begonnen. Allerdings ist der frisch hergestellte Antibiotikasaft nur begrenzt haltbar und kann nach der Zubereitung nur 14 Tage lang verwendet werden. Eltern können den Antibiotikasaft mit einer ärztlichen Verschreibung erwerben, auf der vermerkt werden muss, dass aufgrund mangelnder Alternativen eine „händische Mischung“ gekauft wird.
Ich hoffe sehr, dass die ÖsterreicherInnen sehen, was wir Apotheker seit Beginn der Coronapandemie leisten und mehr als nur „Händler“ sind. Vielleicht denken auch einige darüber nach, dass die Apotheke vor Ort ein wichtiger Pfeiler im Gesundheitswesen ist und die online Apotheken, die Medikamente um einen Euro billiger anbieten, bei Weitem nicht das leisten, was wir öffentlichen Apotheken leisten.
Apotheker Gunther Hebein von der Kornblumen Apotheke in Grafenstein