Kärnten sieht einen markanten Anstieg bei Privatkonkursen im Jahr 2023 mit 691 Fällen – ein Plus von 18 % gegenüber 2022. Die durchschnittlichen Schulden sinken jedoch auf 95.500 Euro.
Im Jahr 2023 wurden in Kärnten 691 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet, was einem Anstieg von fast 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Trotz des Anstiegs der Insolvenzfälle sind die vorläufigen Passiva* um etwa 18 Prozent auf 66 Millionen Euro zurückgegangen, was bedeutet, dass die durchschnittlichen Schulden pro Insolvenzfall von 136.500 Euro im Vorjahr auf 95.500 Euro gesunken sind.
Ursachen
Diese Entwicklung wird durch die steigenden Kosten für Lebensmittel, Miete und Strom begünstigt. Mag. Barbara Wiesler-Hofer, Standortleiterin von KSV1870 in Klagenfurt, betont, dass trotz des Anstiegs das Vorkrisenniveau von 702 Fällen im Jahr 2019 bisher nicht ganz erreicht wurde.
Bundesländervergleich: Kärnten auf Platz Zwei
Im Vergleich zu anderen österreichischen Bundesländern verzeichnet Kärnten mit 691 Fällen den zweitgrößten Anstieg an Privatkonkursen, hinter Vorarlberg mit einem Plus von 36 Prozent. Der österreichische Durchschnitt liegt bei einem Anstieg von knapp 10 Prozent auf 8.956 Fälle.
61 Prozent der Privatkonkurse in Kärnten sind auf Männer zurückzuführen, während Frauen in 39 Prozent der Fälle betroffen sind. Zudem waren 25 Prozent der Insolventen ehemalige Selbstständige.
Ausblick: Wirtschaftliche Herausforderungen
Zwar wird seitens der Wirtschaftsforscher eine gewisse Erholung des privaten Konsums im kommenden Jahr in Aussicht gestellt, doch herrscht in den Sparschweinen vieler privater Haushalte bereits jetzt gähnende Leere. Es ist zu erwarten, dass 2024 sich die Insolvenzzahlen über dem Vorkrisenniveau (2019: 702 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren) bewegen werden.
Wiesler-Hofer
*) die Passiva für das Jahr 2023 sind vorläufige Werte und beziehen sich auf den Stichtag der Hochrechnung, den 12.12.2023. Im Zuge der fortlaufenden Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.
Privatkonkurse 2023
(Hochrechnung)
Kärnten | 2023 | 2022 | Veränderung | |
Eröffnete Schuldenregulierungsverfahren | 691 | 586 | + | 17,9 % |
Geschätzte Passiva* in EUR | 66 Mio. | 80 Mio. | – | 17,5 % |
Eröffnete Privatkonkurse nach Bundesländern 2023 | ||||||
Bundesland | Fälle 2023 | Fälle 2022 | + / – | Passiva 2023 in Mio. EUR | Passiva 2022 in Mio. EUR | + / – |
Wien | 2.901 | 2.624 | 10,6 % | 268 | 244 | 9,8 % |
Niederösterreich | 1.311 | 1.278 | 2,6 % | 147 | 152 | -3,3 % |
Burgenland | 158 | 138 | 14,5 % | 35 | 25 | 40,0 % |
Oberösterreich | 1.293 | 1.155 | 11,9 % | 119 | 112 | 6,3 % |
Salzburg | 391 | 348 | 12,4 % | 52 | 42 | 23,8 % |
Vorarlberg | 485 | 356 | 36,2 % | 40 | 34 | 17,6 % |
Tirol | 678 | 642 | 5,6 % | 61 | 80 | -23,8 % |
Steiermark | 1.048 | 1.049 | -0,1 % | 107 | 135 | -20,7 % |
Kärnten | 691 | 586 | 17,9 % | 66 | 80 | -17,5 % |
Gesamt | 8.956 | 8.176 | 9,5 % | 895 | 904 | -1,0 % |
*) geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten in EUR