Korinna Schumann, Vizepräsidentin des ÖGB, spricht über die Rolle des Arbeitsplatzes als Schutzraum für Frauen, um häusliche Probleme anzusprechen, besonders während der Weihnachtszeit, wenn häusliche Gewalt zunimmt.
Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), betont, dass der Arbeitsplatz oft der einzige geschützte Raum für Frauen ist, um über häusliche Probleme zu sprechen. Sie hebt hervor, wie wichtig es ist, unter Kolleginnen und Kollegen aufmerksam zu sein und nicht wegzusehen. Dies ist besonders relevant angesichts der bevorstehenden Weihnachtsfeiertage, wo Frauen häufiger mit häuslicher Gewalt konfrontiert sind. Der ÖGB positioniert sich klar gegen jede Form von Gewalt, sei es zu Hause oder am Arbeitsplatz.
Die Anzahl der Femizide sowie die Anzahl der Mordversuche an Frauen allein im heurigen Jahr sprechen eine grauenvolle Sprache und zeigen, wie wichtig es ist, Gewalt an Frauen zum Thema zu machen.
Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB
Forderung nach frauenpolitischen Antworten der Bundesregierung
Die ÖGB-Vizepräsidentin betont, dass Gewalt an Frauen weder zu Hause noch am Arbeitsplatz toleriert werden darf. Sie fordert von der Bundesregierung frauenpolitische Maßnahmen. Schumann kritisiert, dass die Regierung das ILO-Übereinkommen 190, welches Beschäftigte vor Übergriffen im Arbeitsumfeld schützt, noch nicht ratifiziert hat, obwohl psychische und physische Gewalt sowie sexuelle Belästigung gegenüber Frauen am Arbeitsplatz zunehmen.
Appell an Unternehmen
Im Rahmen der Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ konzentrierte sich der ÖGB auf psychische Gewaltformen wie Mobbing, Gaslighting und Beleidigungen. Schumann appelliert an Unternehmen, ihre Fürsorgepflicht zu erfüllen und Maßnahmen zur Gewaltprävention zu ergreifen.
Betroffene Frauen müssen ermutigt werden, sich an ihren Betriebsrat, an die Gewerkschaft oder an Beratungsstellen zu wenden, um das Schweigen zu brechen.
Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB
Psychische Gewalt als Anfang einer Gewaltspirale
Psychische Gewalt ist oft der Beginn einer Gewaltspirale, die zu körperlichen Übergriffen führen kann. „Übergriffe verletzen die Integrität und Würde von Frauen. Wenn sie sich dann jemandem anvertrauen, werden sie oft nicht ernst genommen. Es fallen Begriffe wie ‚verrückt‘ und ‚hysterisch‘, die tiefe Spuren hinterlassen“, verweist Schumann auf daraus resultierende Angstzustände, posttraumatischen Stress oder Depressionen.
ÖGB setzt sich für selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben ein
Der ÖGB setzt sich für ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben von Frauen ein. Schumann betont, dass dafür gute Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie ein gesichertes Einkommen nötig sind. Sie fordert zusätzliche finanzielle Mittel für den Schutz von Frauen und den Ausbau von Frauenhäusern, Gewaltschutzzentren und Beratungsstellen.