Der KSV1870 hat bekannt gegeben, dass die SIGNA Prime Selection AG (FN 353435h) mit Sitz in 6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Straße 31, beim Handelsgericht Wien ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt hat.
Ähnlich wie bei der Insolvenz der SIGNA Holding GmbH hat die Schuldnerin erklärt, dass die Zuständigkeit des Handelsgerichts Wien aufgrund des Schwerpunkts ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten in Wien liegt, wo sich auch die Unternehmenszentrale befindet (1010 Wien, Palais Harrach, Freyung 3).
Der KSV1870 erwartet eine zügige Eröffnung des Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung.
Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung
Die Schuldnerin hat sich für dieses Verfahren entschieden, weil ein gesellschafts- und steuerrechtlich nachteiliger „change-of-control“ sich negativ auf die gesamte SIGNA PRIME Gruppe auswirken könnte. Selbstverständlich wird die Schuldnerin jedoch eng mit dem zu bestellenden Sanierungsverwalter zusammenarbeiten.
Es handelt sich bei der Schuldnerin um eine Holding- und Beteiligungsgesellschaft, die direkte und indirekte Beteiligungen an insgesamt 369 Gesellschaften hat.
Insolvenzursachen
Die Schuldnerin gibt an, dass hauptsächlich Entwicklungen in der Realwirtschaft und am Finanzmarkt der Grund für den Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung sind. Insbesondere werden die Veränderungen in der europäischen Zinspolitik, die gestiegene Inflation, die generell steigenden Preise und der derzeitige Stillstand auf dem Transaktionsmarkt für Immobilien als Gründe für die Insolvenz genannt. Diese Rahmenbedingungen, in Verbindung mit der Insolvenz der SIGNA Holding GmbH, haben den Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung unvermeidlich gemacht. Die ebenfalls insolvente SIGNA Holding GmbH ist über direkte und indirekte Beteiligungen Mehrheitseigentümerin der Schuldnerin.
Langfristige Investition in außergewöhnliche Immobilien
Das Hauptaugenmerk der Gesellschaft liegt auf Investitionen und dem langfristigen Halten außergewöhnlicher Immobilien in erstklassigen Innenstadtlagen.
Ab jetzt stellt sich auch die Frage, wie es mit den Immobilien-Leuchttürmen der ‚Signa-Gruppe’ weitergeht. Darunter fallen unter anderem das ‚Goldenen Quartier‘ in Wien oder der Elbtower in Hamburg.
MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter Insolvenz vom KSV1870
Verbindlichkeiten liegen bei rd. EUR 4,3 Mrd.
Die Verbindlichkeiten der Schuldnerin belaufen sich laut ihren Angaben auf etwa 4,3 Milliarden Euro (zu Buchwerten). Davon entfallen etwa 2,3 Milliarden Euro auf Konzernverbindlichkeiten. Weitere 1,5 Milliarden Euro entfallen gemäß den Informationen des KSV1870 auf Genussrechte. Die Schuldnerin gibt an, über ein freies Aktivvermögen in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro zu verfügen.
Das Bestehen wechselseitiger Verbindlichkeiten und Haftungen sowie von Forderungen innerhalb der „SIGNA-Gruppe“ wird in den nächsten Wochen intensiv zu prüfen sein.
MMag. Karl-Heinz Götze, MBA
28 Dienstnehmer und rund 350 Gläubiger betroffen
Gemäß den Angaben der Schuldnerin sind 28 Dienstnehmer von diesem Insolvenzverfahren betroffen. Es gibt auch etwa 350 Gläubiger.
Fortführung des Unternehmens geplant
Die Schuldnerin beabsichtigt, das Unternehmen fortzuführen und bietet den Gläubigern eine Sanierungsplanquote von 30 % an, zahlbar innerhalb von zwei Jahren ab Annahme. Dies entspricht der gesetzlichen Mindestquote für diese Art von Verfahren.
Schuldnerunternehmen benötigt Überbrückungsfinanzierung
Kurzfristig benötigt das Schuldnerunternehmen eine Überbrückungsfinanzierung in Höhe von 300 bis 500 Millionen Euro. In Zukunft soll die Finanzierung des angebotenen Sanierungsplans laut den Angaben der Schuldnerin durch eine geordnete Fortführung und Verwertung ausgewählter laufender Development-Projekte sowie durch die strukturierte Verwertung von Bestandsimmobilien erfolgen.
Der vom Insolvenzgericht zu bestellende Sanierungsverwalter wird nunmehr zu prüfen haben, ob das Sanierungsverfahren auch in Eigenverwaltung geführt werden kann. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Sanierungsbestrebungen tatsächlich aufrechterhalten werden können. Nach der Insolvenz der SIGNA Holding GmbH wird nun auch der Fall ‚SIGNA Prime‘ zur echten Herkulesaufgabe.
MMag. Karl-Heinz Götze, MBA
Eine der wesentlichen Aufgaben des vom Handelsgericht Wien noch zu bestellenden Sanierungsverwalters wird die Prüfung der Werthaltigkeit der Beteiligungen der Signa Prime Selection AG sein.
Die KSV1870 hat die Angaben bisher nicht überprüft.