Während Unternehmen über einen Mangel an Aufträgen klagen, erlebt die Schattenwirtschaft einen Aufschwung. Die Kombination aus einer schwachen Konjunktur und hoher Inflation führt dazu, dass die Einnahmen aus Schwarzarbeit stark ansteigen. Besonders in Kärnten wurde festgestellt, dass auf diese Weise eine Milliarde Euro umgesetzt wurde, ohne dass Steuern und Sozialabgaben abgeführt wurden.
In schwierigen Zeiten neigen mehr Menschen in Kärnten dazu, die Dienste von Schwarzarbeitern in Anspruch zu nehmen. Um den fairen Wettbewerb zu schützen, setzt sich die Wirtschaftskammer Kärnten mit ihrem Erhebungsreferat gegen alle Formen der unbefugten Gewerbeausübung und organisierten Schwarzarbeit ein.
Insgesamt wurden im Vorjahr rund 600 Pfuscher-Meldungen erfasst, davon wurden über 100 Fälle zur Anzeige gebracht. Die meisten Fälle gab es in den Bezirken Klagenfurt-Stadt, Villach-Land und Villach-Stadt, die wenigsten im Bezirk Hermagor.
Waldemar Wagner, Leiter des Referats
Die Schattenwirtschaft beschränkt sich längst nicht mehr nur auf das Baugewerbe und Handwerksbetriebe, sondern hat auch im Bereich der haushaltsnahen Dienstleistungen sowie im Transportgewerbe zugenommen. Christian Starzacher, der für das Erhebungsreferat verantwortliche Funktionär, erklärt, dass der gesetzliche Auftrag besteht, begründeten Verdachtsfällen nachzugehen, wobei auch mit Detekteien zusammengearbeitet wird, um organisierter Schwarzarbeit entgegenzuwirken. Im Jahr 2023 gingen in Kärnten durch Schwarzarbeit über eine Milliarde Euro verloren.
Staat und Sozialversicherungsträger entgehen 2 bis 3,5 Mrd. Euro
Eine aktuelle Studie von Friedrich Schneider, einem Ökonomen und Experten für Schwarzarbeit an der Universität Linz, zeigt, dass der Wert der illegal erbrachten Dienstleistungen in Österreich im Jahr 2023 um 15 Prozent gestiegen ist – der höchste Anstieg seit über 25 Jahren. Für 2024 prognostiziert Schneider aufgrund eines sehr geringen Wirtschaftswachstums von 0,35 Prozent und einer weiterhin hohen Inflation von 6,6 Prozent einen Anstieg der Schattenwirtschaft um 3,80 Prozent. Dies würde bedeuten, dass die Schattenwirtschaft in Österreich rund 7,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Laut Schneider entgehen dem Staat und den Sozialversicherungsträgern dadurch jährlich 2 bis 3,5 Milliarden Euro. Zusätzlich müssen die Kosten für Unfälle oder Arbeitsunfähigkeiten, die bei Schwarzarbeit entstehen, von der Unfall- bzw. Krankenversicherung getragen werden.
Trotz einiger Vorteile für die Wirtschaft in bestimmten Bereichen leiden vor allem die Gewerbetreibenden, die ihre Leistungen zu fairen Bedingungen anbieten und Arbeitsplätze sichern, unter der Schwarzarbeit durch entgangene Aufträge.
Was tun gegen Schwarzarbeit?
Um der Schwarzarbeit entgegenzuwirken, fordert Starzacher die Wiedereinführung des Handwerkerbonus von 2.000 Euro pro Haushalt und Jahr sowie eine Senkung der Lohnnebenkosten.
Hinweise auf Verdachtsfälle
Verdachtsfälle von Schwarzarbeit können beim Erhebungsreferat der Wirtschaftskammer Kärnten über ein Online-Formular, per E-Mail ([email protected]) oder telefonisch unter 0676 / 88 5868 470 gemeldet werden.