Laut aktueller KSV1870-Insolvenzhochrechnung wurden im Jahr 2024 in Kärnten 638 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet – das entspricht einem Minus von knapp 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die finanzielle Lage der heimischen Privathaushalte spitzt sich zu, wie eine im Oktober veröffentlichte KSV1870-Umfrage deutlich zeigt. Ein Drittel der befragten Kärntner Unternehmen gab an, dass Private ihre Konsumausgaben im Vergleich zum Vorjahr deutlich reduziert haben und weniger Geld ausgeben. Die Menschen sparen, wo es möglich ist, und überdenken sämtliche Ausgaben mehrfach. Besonders betroffen sind der Handel und die Bauwirtschaft.
Die Menschen haben sich wohl oder übel auf die Situation eingestellt und den Gürtel deutlich enger geschnallt. Es bleibt die Frage, ob die Haushaltsbudgets die anhaltend hohen Kosten noch länger stemmen können oder nicht.
René Jonke, Leiter KSV1870 Region Süd
Zwar ist aus der Vergangenheit bekannt, dass sich ein Privatkonkurs in den meisten Fällen über einen längeren Zeitraum aufbaut, doch die derzeit schwierige wirtschaftliche Phase dauert nun schon verhältnismäßig lange an. Zudem zeigte sich in der Vergangenheit häufig, dass die Zahl der Privatkonkurse erst zwei bis drei Jahre nach einem Anstieg der Firmenpleiten zunimmt – eine Entwicklung, die auch in der aktuellen Situation möglich ist.

Bundesländervergleich: Kärnten mit dem drittgrößten Rückgang
Im österreichischen Durchschnitt sind die eröffneten Privatkonkurse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,8 % auf 8.920 Fälle gestiegen. Mit Ausnahme von Wien, Niederösterreich und Tirol verzeichnen alle Bundesländer Rückgänge. Kärnten weist mit 638 eröffneten Privatkonkursen hinter dem Burgenland (-12,3 %) und Vorarlberg (-7,4 %) den drittgrößten Rückgang auf.

Männer und Selbstständige
Laut KSV1870-Analyse entfielen in Kärnten durchschnittlich 62 Prozent aller Privatkonkurse in den ersten vier Quartalen 2024 auf Männer, während Frauen in 38 Prozent der Fälle betroffen waren. Im Bereich der ehemaligen Selbstständigen (20 % aller Fälle) sind fast drei Viertel der Betroffenen Männer.
Prognose für 2025
Eine Prognose für die weitere Entwicklung des Insolvenzniveaus bei Privatpersonen ist so schwierig wie selten zuvor. Die vergangenen Monate brachten insbesondere für Personen mit geringem Einkommen spürbare Kostenbelastungen.
Die Inflation der vergangenen Jahre, die allgemein hohen Kosten und auch die vermehrte Gefahr der Arbeitslosigkeit etwa aufgrund einer Insolvenz des eigenen Arbeitgebers sind Faktoren, die eine konkrete Prognose aktuell äußerst schwierig machen.
Jonke
Sollte sich 2025 aufgrund der konjunkturellen Lage die Situation am Arbeitsmarkt verschlechtern und die Kreditzinsen auf dem aktuellen Niveau bleiben, geht der KSV1870 davon aus, dass die Anzahl der Privatpersonen, die ein Schuldenregulierungsverfahren anstreben, in Kärnten im kommenden Jahr steigen könnte.
*) Die Passiva für das Jahr 2024 sind vorläufige Werte und beziehen sich auf den Stichtag der Hochrechnung, den 03.12.2024. Im Zuge der fortlaufenden Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.