Die Unternehmensinsolvenzen in Kärnten sind im ersten Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahr um 16 % zurückgegangen. Die Fälle sind kleinteiliger, die Passiva haben sich auf rund 15 Mio. Euro reduziert.
Laut aktueller Hochrechnung des KSV1870 wurden im ersten Quartal 2025 in Kärnten 89 Unternehmensinsolvenzen gezählt (-16 % gegenüber 2024). Besonders betroffen sind die Branchen Handel, Bau sowie Beherbergung/Gastronomie. Aufgrund kleinteiliger Insolvenzen haben sich die vorläufigen Passiva* um 90,7 % auf 15 Mio. Euro reduziert. Parallel zum Rückgang der Insolvenzen verringerte sich auch die Zahl der betroffenen Mitarbeiter geringfügig um rund 7 % auf 305 Personen. Für das Jahr 2025 erwartet der KSV1870 aus heutiger Sicht etwa 300 bis 350 Firmenpleiten.
Obwohl Ende 2024 zahlreiche staatliche Förderungen ausgelaufen sind und die Inflation zu Jahresbeginn gegenüber den Vormonaten wieder leicht angestiegen ist, zeigt sich laut KSV1870 in Kärnten zum Jahresbeginn ein rückläufiges Insolvenzaufkommen. Einzelne zarte positive Signale aus manchen Branchen seien jedoch aufgrund der anhaltend schwachen Wirtschaftsleistung zu wenig, damit sich die insgesamt trübe Stimmung verbessern könne.
Die Kärntner Wirtschaft benötigt dringend frischen Sauerstoff, um wieder nachhaltig in Schwung zu kommen.
René Jonke, Leiter KSV1870 Region Süd
Eröffnete/Nicht eröffnete Insolvenzen
Jonke analysiert: Ein Rückgang von 14,3 % bei den eröffneten Verfahren und von 18,6 % bei den mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren.
Die größere Abnahme an den mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren ist sehr erfreulich und ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Transparenz in der Wirtschaft. Ein eröffnetes Verfahren bedeutet eine geordnete Aufnahme der Schulden, Prüfung auf Anfechtbarkeiten, gleichmäßige Gläubigerbefriedigung, eine Analyse hinsichtlich strafbarer Handlungen und vor allem eine Chance auf Sanierung.
René Jonke, Leiter KSV1870 Region Süd
Insolvenztreiber: Handel, Bau, Beherbergung/Gastronomie
Laut aktueller Hochrechnung des KSV1870 sind drei „alte Bekannte“ für rund 38 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen in Kärnten verantwortlich. Der Handel verzeichnet mit 17 Fällen (-5,6 % gegenüber 2024) die meisten Firmenpleiten. Dahinter folgen trotz jeweils deutlichen Rückgangs die Bauwirtschaft mit 10 Fällen (-37,5 %) sowie die Beherbergung/Gastronomie mit 7 Fällen (-61,1 %) auf den Plätzen zwei und drei. In Bezug auf die Bauwirtschaft dürfte die Talsohle laut Wirtschaftsforschung langsam durchschritten sein, wenngleich der Wohnbau weiterhin unter Druck bleibt.

Passiva*: Hoher Rückgang
Insbesondere im vergangenen Jahr gab es eine Vielzahl von Großinsolvenzen, die die Passiva* in die Höhe getrieben haben. Aktuell gibt es nur vier Fälle mit Passiva > 1 Mio. Euro (2024 waren es neun Fälle, davon drei sogar > 10 Mio. Euro), wodurch die gesamten Passiva* deutlich gesunken sind – und zwar um 90,7 Prozent auf insgesamt 15 Mio. Euro.

Prognose: Vorjahresniveau bleibt bestehen
Wenngleich ein Rückgang der Unternehmensinsolvenzen in Kärnten aktuell gegeben sei, so sei aufgrund der anhaltend schwachen Wirtschaftsleistung ein dauerhafter Rückgang der Unternehmensinsolvenzen in Kärnten aus heutiger Sicht kein Thema. Ganz im Gegenteil: Der KSV1870 halte an seiner Prognose fest und erwarte hierzulande am Ende des Jahres zwischen 300 und 350 Unternehmensinsolvenzen.
Damit die Insolvenzzahlen mittel- und langfristig weiter sinken, muss die Wirtschaft deutlich und rasch gestärkt werden. Erst wenn das mithilfe der neuen Bundesregierung tatsächlich gelingt, ist ein nachgelagerter Rückgang der Fallzahlen möglich.
René Jonke, Leiter KSV1870 Region Süd
*) Die Passiva für das Jahr 1. Quartal 2025 sind vorläufige Werte und beziehen sich auf den Stichtag der Hochrechnung, den 04.03.2025. Im Zuge der fortlaufenden Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.
