Kärnten verliert jährlich 245 Millionen Euro durch unbesetzte IT-Stellen. Bis 2030 fehlen bis zu 2.300 IT-Experten.
Unbesetzte IT-Positionen in Kärnten führen zu einem jährlichen Wirtschaftsverlust von 245 Millionen Euro und die Lage verschärft sich: Bis 2030 werden bis zu 2.300 IT-Experten fehlen. Aktuelle Studien unterstreichen den dringenden Bedarf an Maßnahmen. Martin Zandonella, Obmann der WK-Fachgruppe UBIT, hat einen umfassenden Aktionsplan erstellt, der sich an politische Entscheidungsträger richtet.
Einfluss der IT auf Kärntens Wirtschaft und Arbeitsmarkt
Ohne Informationstechnologie (IT) verliert Kärnten wirtschaftlich und hinsichtlich Beschäftigung und Wohlstand. „Und das schneller als manchem bisher bewusst ist“, warnt Zandonella. Basierend auf aktuellen Auswertungen hat er einen umfassenden Aktionsplan zur Verbesserung der IT-Ausbildung in Kärnten erstellt.
IT ist heute ein Treiber des digitalen Wandels und ein Erfolgsfaktor für einen Wirtschaftsstandort. Wenn aber die qualifizierten Arbeitskräfte fehlen, verliert Kärnten auf breiter Ebene an Wettbewerbsfähigkeit.
Martin Zandonella
Dies betrifft nicht nur die IT-Branche selbst, sondern die gesamte Wirtschaft. Jedes Unternehmen benötigt Mitarbeiter mit IT-Kenntnissen.
Derzeit 1.400 offenen IT-Positionen
Aufgrund von derzeit 1.400 offenen IT-Positionen entgeht dem Wirtschaftsstandort Kärnten jährlich eine Wertschöpfung von 245 Millionen Euro. Dieser Betrag wird bis 2030 auf über 400 Millionen Euro ansteigen.
Laut aktuellen Studien werden in den nächsten sieben Jahren allein in Kärnten bis zu 2.300 IT-Fachkräfte fehlen, das sind alarmierende Zahlen.
Martin Zandonella
Die Politik muss nun handeln und die IT-Ausbildung auf allen Ebenen intensivieren. „Ohne IT-Fachkräfte wird es weder eine grüne noch eine digitale Transformation im Land geben“, betont Zandonella.
10 Vorschläge zur Bekämpfung des IT-Fachkräftemangels
Zandonella schlägt vor, dass Kindergärten und Grundschulen stärker auf MINT-Fächer ausgerichtet werden, Rollenklischees aufgebrochen und spezielle Maßnahmen für mehr Mädchen und Frauen in technischen Berufen geschaffen werden. Digitales Lernen sollte als obligatorischer Teil der pädagogischen Aus- und Weiterbildung verankert werden. Die Berufs- und Bildungsorientierung sollte neu gestaltet werden, wobei Berater alle Angebote in Kärnten verpflichtend kennen sollten. Überdies sollten Eltern aktiv in die Berufsorientierung einbezogen werden.
Um den Studienstandort Kärnten attraktiver zu machen, schlägt Zandonella vor Stipendien oder günstige Wohnungen anzubieten, um die Abwanderung von High Potentials zu stoppen. Hochschulen, HTLs und Schulen sollten flächendeckend vernetzt werden. Die Vernetzung von HTL und Sekundarstufe 1 im Unterricht, zum Beispiel in der digitalen Grundbildung und im Coding, sollte gefördert werden. Berufsbegleitende Studien sollten erweitert und praxisfreundlicher gestaltet werden. Die Duale Akademie sollte in den Schulen und bei inaktiven Studierenden bekannter gemacht werden. Neue Lehrberufe und die verschiedenen Möglichkeiten der Lehre sollten gefördert werden, auch mit Anreizen für Wieder- und Quereinsteiger.
Gute Ausbildung, aber wenige Absolventen
Die Berufs- und Karrieremöglichkeiten in der IT sind der breiten Öffentlichkeit noch nicht bekannt. Gerade in den letzten Jahren hat sich viel getan. Die verschiedenen IT-Ausbildungen in Kärnten sind gut, aber es kommen zu wenige Fachkräfte in die Wirtschaft.
Martin Zandonella
Die Bewerbungen an den HTLs sind rückläufig, die Drop-Out-Quote steigt. Von den etwa 240 HTL-Absolventen pro Jahr gehen etwa 100 an die Universitäten, davon jedoch nur 40 in Kärnten.
Aktuelle Studien zeigen weitere Probleme
Aktuelle Untersuchungen des Industriewissenschaftlichen Instituts und des Kärntner Instituts für Höhere Studien und wissenschaftliche Forschung zeigen weitere Probleme auf: Die Fachhochschule ist im Technikbereich in den vergangenen Jahren langsamer gewachsen als in anderen Bundesländern.
Im Durchschnitt gibt es in Kärnten im Technikbereich jährlich lediglich 22 Bachelor- und 10 Masterabsolventen an der Fachhochschule, an der Alpen-Adria-Universität sind es im Schnitt 40 Bachelor- und 30 Masterabsolventen.
In Summe sind das jährlich 70 Bachelor-Absolvent:innen und rund 80 HTL-Absolvent:innen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und davon bleibt nur ein Teil in Kärnten. Das ist viel zu wenig.
Martin Zandonella
Die Wirtschaft benötigt weitaus mehr IT-Fachkräfte – denn pro Jahr entstehen bis zu 600 neue Stellen im IT-Bereich. Nur ein kleiner Teil davon kann aus heutiger Sicht besetzt werden.