In Kärnten sind neben der Zahl der Firmenpleiten auch die vorläufigen Passiva* massiv in die Höhe geschnellt – nicht nur, aber vor allem auch wegen der Insolvenzfälle der Energetica Industries GmbH und der Peak Power Holding GmbH.
Im Jahr 2023 waren in Kärnten laut der Insolvenzhochrechnung des KSV1870 insgesamt 299 Unternehmen von Insolvenz betroffen. Dies stellt einen Anstieg von fast 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2022 dar, ist jedoch ein Rückgang von etwa 26 Fällen im Vergleich zum „Normaljahr“ 2019.
Kärnten rangiert im Bundesländer-Vergleich auf Platz zwei
Kärnten nimmt damit im Vergleich der österreichischen Bundesländer den zweiten Platz hinsichtlich der Zunahme von Insolvenzen ein. Die vorläufigen Passiva haben sich auf ungefähr 123 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Hauptverantwortlich für diesen Anstieg sind die Insolvenzen der Energetica Industries GmbH und der Peak Power Holding GmbH. Selbst ohne diese beiden größten Insolvenzfälle lägen die Passiva über denen des Vorjahres.
Thema Kosten ist nach wie vor ‚Key-Faktor‘
Eine abnehmende Geschäftslage, eine nach unten tendierende Umsatzentwicklung und eine schrumpfende Auftragslage bei etwa der Hälfte der Betriebe verdeutlichen die Situation. Mag. Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 Standorts Klagenfurt, betont, dass Kosten nach wie vor ein Schlüsselfaktor für innerbetriebliche Entwicklungen sind. Sie erklärt, dass die Insolvenzentwicklung dieses Jahres den Erwartungen entspricht: Man ging von einem Anstieg der Firmenpleiten im niedrigen zweistelligen Prozentbereich aus, welcher sich bestätigte. Trotz des Anstiegs sind die Insolvenzen weiterhin auf einem niedrigen Niveau, was durch eine langfristige Betrachtung der Zahlen bestätigt wird.
Kärnten belegt im Bundesländervergleich zweitgrößte Steigerung
Österreichweit stiegen die Unternehmensinsolvenzen um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wobei alle neun Bundesländer mehr Firmenpleiten verzeichneten. Kärnten liegt mit einem Anstieg von 23 Prozent hinter dem Burgenland (+26 Prozent) auf dem zweiten Platz.
Insolvenztreiber: Bauwirtschaft, Handel und Tourismus/Gastronomie
Bei den eröffneten Insolvenzen dominieren Unternehmen aus der Bauwirtschaft, dem Handel und dem Tourismus/Gastronomie-Sektor. Die größten Insolvenzfälle in Kärnten betreffen die Energetica Industries GmbH und die Peak Power Holding GmbH aus Liebenfels mit Gesamtpassiva von 29 Millionen Euro: 19 Millionen Euro bei der Energetica Industries GmbH und 10 Millionen Euro bei der Peak Power Holding GmbH. Weitere große Insolvenzfälle sind die Starke Handelsges.m.b.H. aus Müllnern mit Passiva von 5,1 Millionen Euro, die M.M. 55 Handels GmbH aus Klagenfurt mit 4,3 Millionen Euro und die GHL VertriebsGmbH aus Treibach-Althofen mit 4,14 Millionen Euro.
Wir befinden uns nach wie vor in einer Phase der Normalisierung des Insolvenzgeschehens, doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen setzen den österreichischen Unternehmen mehr als sonst zu. Auch darauf ist die aktuelle Beschleunigung zurückzuführen. Eine Fortsetzung der diesjährigen Insolvenzentwicklung im Jahr 2024 ist wahrscheinlich.
Wiesler-Hofer
*) die Passiva für das Jahr 2023 sind vorläufige Werte und beziehen sich auf den Stichtag der Hochrechnung, den 12.12.2023. Im Zuge der fortlaufenden Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.
Unternehmensinsolvenzen Jahr 2023
Hochrechnung
Kärnten | 2023 | 2022 | Veränderung | |
Eröffnete Insolvenzen | 137 | 111 | + | 23,4 % |
Nicht eröffnete Insolvenzverfahren (mangels kostendeckenden Vermögens) | 162 | 133 | + | 21,8 % |
Gesamtinsolvenzen | 299 | 244 | + | 22,5 % |
Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten in EUR | 123 Mio. | 58 Mio. | + | 112,0 % |
Die geschätzten Insolvenzverbindlichkeiten dürfen nicht mit den tatsächlichen Verlusten aus Insolvenzen gleichgesetzt werden. Zu berücksichtigen sind Quotenzahlungen im Rahmen von Sanierungsplänen, Ausschüttungen aus Verwertungen von Konkursmassen sowie Sonderrechte aufgrund von Aus- und Absonderungsrechten.
Gesamtinsolvenzen nach Bundesländern 2023 | ||||||
Bundesland | Fälle 2023 | Fälle 2022 | + / – | Passiva 2023 in Mio. EUR | Passiva 2022 in Mio. EUR | + / – |
Wien | 1.930 | 1.706 | 13 % | 6.586 | 686 | 860 % |
Niederösterreich | 1.047 | 951 | 10 % | 607 | 387 | 57 % |
Burgenland | 209 | 166 | 26 % | 35 | 110 | -68 % |
Oberösterreich | 587 | 524 | 12 % | 480 | 177 | 171 % |
Salzburg | 272 | 255 | 7 % | 118 | 89 | 33 % |
Vorarlberg | 128 | 106 | 21 % | 76 | 210 | -64 % |
Tirol | 318 | 302 | 5 % | 183 | 87 | 110 % |
Steiermark | 611 | 521 | 17 % | 322 | 404 | -20 % |
Kärnten | 299 | 244 | 23 % | 123 | 58 | 112 % |
Gesamt | 5.401 | 4.775 | 13 % | 8.530 | 2.208 | 286 % |