Die Kärntner Investitions- und Konjunkturkonferenz (KIKK) verzeichnete den niedrigsten Erwartungsindex seit ihrem Umfragestart im Jahr 2009. Angesichts dieser Entwicklung fordert die Wirtschaftskammer ein „Wachstumschancengesetz“.
Bei der 19. KIKK überreichten die Spartenvertreter der Kärntner Wirtschaftskammer keine guten Nachrichten: Alle im Zuge des Konjunkturbarometers bei Kärntner Unternehmen abgefragten Indikatoren befinden sich tief im roten Bereich. Der Saldo der Erwartungen für das Wirtschaftsklima im kommenden Jahr erreicht mit einem Wert von -78 ein Allzeittief, was deutlich unter den Werten zu Beginn der regelmäßigen Erhebung während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 oder während der Corona-Pandemie 2021 liegt.
Die Stimmung war noch nie so schlecht wie jetzt. Wir haben mit der Landesregierung heute intensiv über ein Kärntner Wachstumschancengesetz mit stärkerer Unterstützung und deutlicher bürokratischer Entlastung der Unternehmen gesprochen, um diese Krise zu bewältigen.
WK-Präsident Jürgen Mandl beim Pressegespräch nach dem KIKK
Sorge um Wettbewerbsfähigkeit
Die Warnung der Wirtschaft könnte nicht deutlicher sein, so der oberste Wirtschaftsvertreter des Landes. Besonders besorgniserregend ist, dass die Hälfte der Unternehmen mit sinkenden Exportumsätzen rechnet – eine Folge von steigenden Lohn-, Lohnneben- und Lohnstückkosten. Mandl betont: „In einer Situation, wo wir heute schon weniger geleistete Arbeitszeit haben als andere Länder, ist die Diskussion um eine weitere Arbeitszeitverkürzung im weltweiten Wettbewerb nicht hilfreich!“
Wachstumschancen nutzen
Ein weiteres Problem ist die demografische Entwicklung: Bis 2040 werden in Kärnten 40.000 Personen im erwerbsfähigen Alter fehlen. „Durch qualifizierten Zuzug muss es uns gelingen, neue Arbeitskräfte zu gewinnen. Daher ist es wichtig, die richtigen Rahmenbedingungen im Land zu schaffen, damit wir Menschen davon überzeugen können, Kärnten zu ihrem Lebensmittelpunkt zu machen“, so Mandl. Das „Kärntner Wachstumschancengesetz“ mit 25 konkreten Maßnahmen soll dabei helfen, die Wirtschaft schnellstmöglich zu stärken.
Politik beschwört Zusammenhalt
Die politische Spitze des Landes hat die Botschaft verstanden. Landeshauptmann Peter Kaiser kündigte an, öffentliche Aufträge vorzuziehen, um die Investitionen zu steigern. Er sieht qualifizierten Zuzug ebenfalls als unumgänglich an und betont die Notwendigkeit des Ausbaus der Energienetze, einer stabilen Grundausbildung und der Stärkung der Kaufkraft.
Jahrhundertchance Koralmbahn
Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig zeigt sich alarmiert über den dramatischen Einbruch bei den Exporterwartungen. Er sieht die Koralmbahn als eine große Chance, nicht nur im Personen-, sondern vor allem im Güterverkehr. „Wir müssen an einem Strang ziehen. Investitionen am Logistikstandort Fürnitz sind unabdingbar, um international bestehen zu können. Der Güterverkehr wird stattfinden – es geht darum, die Wertschöpfung nach Kärnten zu bringen“, so Schuschnig.
Rückgang bei Investitionen und Beschäftigung
Herwig Draxler, Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer, präsentierte die wenig rosigen Aussichten des Konjunktur- und Investitionsbarometers.
Die größten Herausforderungen sind die hohen Kosten für Arbeitskräfte und Rohstoffe sowie die Inflation und der Fachkräftemangel.
Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer, Herwig Draxler
Als größte Herausforderungen nennt die Wirtschaft die hohen Arbeitskosten, die Preise von Energie, Rohstoffen und Vorleistungen, die Inflation sowie den Arbeits- und Fachkräftemangel.