Die Coronapandemie und Energiekrise wirkten sich 2023 in Kärnten auf Insolvenzen aus: 299 Firmeninsolvenzen (19,13 % Anstieg), 694 Privatinsolvenzen (17 % Anstieg). Firmenschulden stiegen auf EUR 124,1 Mio., Privatpassiva sanken auf EUR 64,20 Mio.
Die Coronapandemie und die anschließende Energiekrise haben im Jahr 2023 die Insolvenzzahlen in Kärnten beeinflusst, was zu einem stetigen Anstieg führte. Im österreichweiten Vergleich haben die Insolvenzfälle die Zahlen vor der Pandemie überschritten, jedoch liegt Kärnten noch hinter dem Vorkrisenniveau von 2019. Es wird erwartet, dass die Insolvenzen in Kärnten aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der starken Personalkostenentwicklung in den nächsten Monaten weiter zunehmen werden, wobei die Ausprägung branchenspezifisch variiert.
299 Firmeninsolvenzen in Kärnten
Im Jahr 2023 gab es in Kärnten insgesamt 299 Firmeninsolvenzen. Davon wurden 140 Verfahren beim Landesgericht Klagenfurt eröffnet, während 159 Verfahren mangels Masse abgewiesen wurden. Dies entspricht einem Anstieg von 19,13 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Anstieg der eröffneten Verfahren am Landesgericht Klagenfurt beträgt 26,13 % im Vergleich zum Vorjahr. Kärnten verzeichnet damit österreichweit den zweithöchsten Zuwachs nach Burgenland.
Die Verbindlichkeiten bei den Gläubigern in Kärnten sind von EUR 60,9 Mio. im Jahr 2022 auf rund EUR 124,1 Mio. im Jahr 2023 gestiegen. Von den Insolvenzen waren 583 Dienstnehmer betroffen. Über 50 % der insolventen Firmen waren nicht protokollierte Einzelfirmen, 31 % waren Gesellschaften mit beschränkter Haftung.
Meisten Firmenpleiten entfielen auf persönliche Dienstleister
Die meisten Firmeninsolvenzen in Kärnten entfielen auf persönliche Dienstleister, gefolgt vom Handelsgewerbe, der Bauwirtschaft und der Immobilienbranche. Die Gastronomiebranche lag auf dem fünften Platz. In der Branche der wirtschaftlichen Dienstleistungen verdoppelten sich die Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr, wobei 160 Dienstnehmer in dieser Branche betroffen waren.
Privatinsolvenzen in Kärnten: Anstieg von rund 17 %
Im Bereich der Privatinsolvenzen gab es in Kärnten 2023 einen Anstieg von rund 17 % im Vergleich zu 2022. Von den 694 Privatinsolvenzen wurden 679 Verfahren bei den Bezirksgerichten eröffnet, 15 wurden mangels Masse abgewiesen. Der Anstieg der eröffneten Verfahren beträgt 15,87 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Anzahl der Privatinsolvenzen liegt dennoch unter den Werten des Jahres 2019.
Trotz der robusten Arbeitsmarktlage wird erwartet, dass die Zahl der Privatinsolvenzen in den nächsten Monaten aufgrund der Verschlechterung der Überschuldungssituation vieler Haushalte ansteigen wird.
Höhe der Passiva bei Privatinsolvenzen ist gesunken
Die Passiva bei den Privatinsolvenzen sind von EUR 78,47 Mio. im Jahr 2022 auf rund EUR 64,20 Mio. im Jahr 2023 gesunken. Die durchschnittliche Verschuldung hat sich von EUR 133.900,00 auf EUR 94.500,00 reduziert. Frauen gingen mit einer Durchschnittsverschuldung von EUR 56.300,00 in Privatkonkurs, Männer mit EUR 118.600,00. Der Frauenanteil bei den Privatinsolvenzen erhöhte sich 2023 leicht auf 37,03 %.
Ausblick Firmen- wie Privatinsolvenzen in Kärnten 2024
Für das Jahr 2024 wird in Kärnten mit einem weiteren Anstieg der Insolvenzen gerechnet. Besonders die Bau- und Immobilienwirtschaft könnte ein Rekordinsolvenzjahr erleben. Auch andere Branchen, darunter Handwerksbetriebe, Holzverarbeiter und Architekten sowie die Gastronomiebranche sind gefährdet. Ebenso ist mit einem Anstieg der Insolvenzen im Einzelhandel und bei Konsumgüterherstellern zu rechnen. Im Bereich der Privatinsolvenzen wird ebenfalls ein Anstieg erwartet, der das Niveau vor der Corona-Krise überschreiten könnte.