Laut Hochrechnung des KSV1870 wurden in den ersten sechs Monaten 2024 in Kärnten 349 Schuldenregulierungsverfahren erfasst. Das entspricht einem Rückgang von 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass die Zahl der Privatkonkurse leicht abgenommen hat, während die Passiva* um etwa 24 Prozent im Vergleichszeitraum des Vorjahres auf 41 Millionen Euro gestiegen sind.
Die Privathaushalte in Kärnten sind seit geraumer Zeit mit hohen finanziellen Belastungen konfrontiert. Einerseits wirkt die nach wie vor hohe Inflation trotz eines leichten Rückgangs in den vergangenen Monaten stark auf die Budgets der heimischen Haushalte, andererseits trägt das generell hohe Preisniveau erheblich dazu bei. Deshalb geraten immer mehr Menschen in eine finanzielle Notlage. Die aktuelle KSV1870 Hochrechnung zeigt jedoch einen Rückgang von 3,3 Prozent auf insgesamt 349 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren.
Aus der Vergangenheit wissen wir, dass sich Privatkonkurse immer mit einer gewissen Verzögerung im Vergleich zu den Firmenpleiten einstellen. Anfangs leben die Menschen von ihren Ersparnissen und können ihren Konsum, soweit es möglich ist, auf ein Minimum reduzieren. Wenn die finanziellen Reserven aufgebraucht sind, reichen auch persönliche Einschränkungen mitunter nicht mehr aus und es kommt zum finanziellen Kollaps.
Mag. Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 Standort Kärntens
In solchen Situationen sei es wichtig, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu suchen und gegebenenfalls eine private Entschuldung anzustreben, um danach neu zu beginnen. „In einer finanziell angespannten Situation geht es vor allem darum, den Zeitpunkt nicht zu verpassen, ab dem man sein eigenes Schicksal nicht mehr selbst in der Hand hat“, so Wiesler-Hofer.
Unterschiede auf Bundesländer-Ebene
Die Zahl der Privatkonkurse im österreichischen Durchschnitt ist konstant geblieben. Es wurden 4.580 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren erfasst, was einem Anstieg von 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Auf Bundesländer-Ebene zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede. Während die Anzahl der Fälle im Burgenland um 12,6 Prozent abgenommen hat, ist sie in Salzburg um 6,7 Prozent angestiegen. Neben dem Burgenland verzeichnen auch Kärnten, Oberösterreich und Wien einen Rückgang bei den Privatkonkursen, während in den restlichen Bundesländern Zuwächse festzustellen sind.
Passiva* deutlich gestiegen
Trotz einer geringeren Anzahl eröffneter Schuldenregulierungsverfahren stiegen die Passiva* um über 24 Prozent auf insgesamt 41 Millionen Euro.
In diesen Betrag sind auch die Passiva ehemals Selbständiger eingerechnet, die fast 21 Prozent der Betroffenen darstellen. So wurden die Passiva von 41 Mio. Euro durch eine Großinsolvenz eines ehemals Selbständigen (Passiva 11 Mio. Euro) in die Höhe gepusht.
Wiesler-Hofer
„Lage spitzt sich mehr und mehr zu“
Wie die letzten Monate und Jahre verdeutlicht haben, verbessert sich die finanzielle Situation der Privathaushalte kaum bis gar nicht. Vor allem für einkommensschwächere Haushalte verschärft sich die Lage zunehmend. Der KSV1870 erwartet bis Jahresende einen Anstieg der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren. Die Entwicklung der Situation in Kärnten bleibe abzuwarten – ein Ergebnis auf Vorjahresniveau (680 Fälle) sei wahrscheinlich.
*) Die Passiva für das erste Halbjahr 2024 sind vorläufige Werte und beziehen sich auf den Stichtag der Hochrechnung, den 05.06.2024. Im Zuge der fortlaufenden Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.
Privatkonkurse 1. Halbjahr 2024
Hochrechnung (HR)
Kärnten | 2024 | 2023 | Veränderung | |
Eröffnete Schuldenregulierungsverfahren | 349 | 361 | – | 3,3 % |
Geschätzte Passiva* | 41 Mio. | 33 Mio. | + | 24,2 % |
Eröffnete Privatkonkurse nach Bundesländern, 1. Halbjahr 2024 | ||||||
Bundesland | Fälle 2024 | Fälle 2023 | + / – | Passiva 2024 in Mio. EUR | Passiva 2023 in Mio. EUR | + / – |
Wien | 1.475 | 1.477 | -0,1 % | 132 | 133 | -0,8 % |
Niederösterreich | 667 | 649 | 2,8 % | 165 | 76 | 117,1 % |
Burgenland | 76 | 87 | -12,6 % | 11 | 25 | -56,0 % |
Oberösterreich | 678 | 697 | -2,7 % | 79 | 78 | 1,3 % |
Salzburg | 206 | 193 | 6,7 % | 19 | 22 | -13,6 % |
Vorarlberg | 242 | 238 | 1,7 % | 21 | 17 | 23,5 % |
Tirol | 359 | 341 | 5,3 % | 31 | 39 | -20,5 % |
Steiermark | 528 | 506 | 4,3 % | 50 | 66 | -24,2 % |
Kärnten | 349 | 361 | -3,3 % | 41 | 33 | 24,2 % |
Gesamt | 4.580 | 4.549 | 0,7 % | 549 | 489 | 12,3 % |
*) geschätzten Insolvenzverbindlichkeiten in EUR