Mit kürzer werdenden Tagen steigt die Gefahr von Wildunfällen, vor allem auf Landstraßen. Erhöhte Aufmerksamkeit, vorausschauendes Fahren und eine angepasste Geschwindigkeit sind dabei besonders wichtig.
Die Dämmerung am Morgen und Abend fällt zunehmend mit dem Berufsverkehr zusammen, da die Tage kürzer werden. Für Personen, die auf Landstraßen fahren, ist höchste Konzentration gefordert, da Wildtiere in diesen Zeiten besonders aktiv sind.
Viele rechnen unbewusst damit, dass das Wild von der rechten Seite auf die Fahrbahn läuft, aber man sollte unbedingt beide Straßenseiten im Blick haben.
Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC-Fahrtechnik
Enorme Kräfte
Bei Unfällen mit Wildtieren können erhebliche Kräfte auf das Fahrzeug und den Fahrer einwirken.
Bei einem Zusammenstoß mit einer Geschwindigkeit um die 50 km/h mit einem 20 Kilogramm schweren Reh ist das rund eine halbe Tonne, bei 100 km/h erhöht sich die Aufprallwucht auf zwei Tonnen.
Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC-Fahrtechnik
276 Wildunfälle im vergangenen Jahr
Im vergangenen Jahr ereigneten sich österreichweit 276 Wildunfälle mit Personenschaden, bei denen insgesamt 302 Personen verletzt wurden (Quelle: Statistik Austria, Bearbeitung: ÖAMTC Unfallforschung). Ein Todesfall trat bei einem Wildunfall in Niederösterreich auf, wo mit 77 auch die meisten Unfälle verzeichnet wurden. Oberösterreich folgte mit 76 Unfällen, danach Steiermark (46), Kärnten (44), Burgenland (24), Tirol (24), Salzburg (4), Vorarlberg (3) und Wien (3).
Richtiges Verhalten bei Wildwechsel
Wichtig ist, Ruhe zu bewahren und riskante Ausweichmanöver zu vermeiden. Das Abkommen von der Fahrbahn oder das Fahren in den Gegenverkehr kann für Autoinsass:innen und andere Verkehrsteilnehmer:innen ein höheres Risiko darstellen als eine Kollision mit einem Wildtier.
Wenn der Bremsweg nicht mehr ausreicht, ist es meist besser, einen Zusammenstoß mit dem Tier in Kauf zu nehmen. In jedem Fall sollte man aber stark bremsen, das Lenkrad gut festhalten und die Spur halten.
Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC-Fahrtechnik
Ein erhöhtes Risiko für Wildwechsel besteht generell auf Landstraßen, insbesondere an Übergängen zwischen Wald und Feld; diese Gefahrenstellen sind überwiegend ausgeschildert. „Im Bereich von Wildwechsel-Warnschildern sollte man sehr aufmerksam, vorausschauend und bremsbereit fahren und den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug entsprechend vergrößern“, betont Frisch. Wichtig ist dabei nicht nur der Blick nach vorn, sondern auch die Beobachtung des seitlichen Bereichs. Sobald ein Tier gesichtet wird, sollte die Geschwindigkeit stark reduziert, das Fernlicht abgeblendet und ein Warnsignal durch Hupen gegeben werden.
Da Wildtiere meist in Gruppen flüchten, sollten Autofahrer:innen damit rechnen, dass auf ein Tier ein weiteres folgen kann.
Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC-Fahrtechnik
Moderne Wildwarngeräte und Assistenzsysteme stellen eine sinnvolle Ergänzung dar, ersetzen jedoch nicht eine aufmerksame Fahrweise.
Wie man bei einem Wildunfall handelt
Konnte ein Wildunfall nicht verhindert werden, sollte man an einer sicheren Stelle anhalten, die Warnblinkanlage einschalten, eine Warnweste anlegen und die Unfallstelle mit einem Pannendreieck absichern. Eventuell verletzte Personen sind zu versorgen, und die Polizei – oder, falls bekannt, der Jagdaufseher – ist zu verständigen, auch wenn das (möglicherweise verletzte) Tier weiterläuft. Eine sogenannte „Blaulichtsteuer“ fällt dabei nicht an. Verletzte Tiere dürfen nicht angefasst werden. Das Mitnehmen eines verletzten oder getöteten Tieres gilt als Diebstahl und ist strafbar.