Der Kärntner Maler und Objektkünstler Reimo Wukounig (80) wurde für sein außergewöhnliches Schaffen mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Kärnten ausgezeichnet.
Im Spiegelsaal der Landeregierung fand gestern eine besondere Ehrung statt: Der Kärntner Maler und Objektkünstler Reimo Wukounig (80) erhielt das Große Ehrenzeichen des Landes Kärnten. Landeshauptmann Peter Kaiser, Kulturreferent des Landes, überreichte die Auszeichnung und hob dabei Wukounigs herausragende Stellung in der österreichischen Kunst- und Kulturszene hervor. Wukounigs Schaffen ist und war stets geprägt von den bitteren Lebenserfahrungen, die er bereits als Kind in der Familie wie noch viel mehr in den damaligen Erziehungsanstalten Klagenfurt-Harbach und Görtschach machen musste.
Würdigung durch den Landeshauptmann
In seiner Begrüßungsrede betonte Kaiser die bewegende Atmosphäre der Veranstaltung und die Anwesenheit von Ehrengästen und Wegbegleitern aus Kunst, Kultur und Wirtschaft, die gemeinsam das zeitlose Schaffen von Reimo Wukounig feiern wollten. Er bezeichnete den Künstler als eine „Ausnahmeerscheinung“, die stets ihren eigenen Weg ging, kritisch hinterfragte und sich nie vor Diskussionen scheute.
Suche nach Wahrheit im künstlerischen Schaffen
Kaiser zitierte Wukounig, der einmal sagte: „Die Wahrheit starb in einer kalten Nacht. Die Wahrheit kann etwas sehr Hässliches sein, aber wir haben die Kunst, damit wir an ihr – an der Wahrheit – nicht zugrunde gehen.“ Für Wukounig ist die Suche nach der abstrakten Wahrheit ein zentrales Thema in seinem Schaffen, das stark von seinen Erfahrungen in den damaligen Erziehungsheimen geprägt ist, auch im Zusammenhang mit Franz Wurst.
Vergangenheitsbewältigung und Unterstützung für Opfer
Der Landeshauptmann verwies darauf, dass das Land Kärnten sich in den letzten Jahren der Aufarbeitung der Vergangenheit, insbesondere im Fall Franz Wurst, gestellt und Verantwortung für das erlittene Unrecht übernommen hat. Mit der Einrichtung der Opferschutzkommission will das Land zeigen, dass es sich seiner Verpflichtung bewusst ist, den Opfern beizustehen.
Reimo Wukounig bedankte sich bei Kaiser für die vom Land Kärnten initiierte Aufarbeitung der Geschehnisse rund um Franz Wurst und für das Große Ehrenzeichen des Landes.
Lebenslauf und künstlerische Laufbahn
Reimo Wukounig wurde am 5. März 1943 in Klagenfurt geboren und verbrachte seine ersten Lebensjahre in St. Kanzian am Klopeiner See. Seine schwierige Kindheit wurde geprägt durch den frühen Tod seines Vaters und die psychische Erkrankung seiner Mutter. Wukounig wuchs ab dem 8. Lebensjahr in den Erziehungsanstalten Klagenfurt-Harbach und Görtschach auf. Nach der Bundesgewerbeschule in Graz studierte Wukounig von 1962 bis 1967 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Im Jahr 1971 wurde er als ordentliches Mitglied in die Wiener Secession aufgenommen, wo er lange im Vorstand aktiv war. Die künstlerische Haltung der Wiener Secession „Der Zeit ihre Kunst – Der Kunst ihre Freiheit“ entsprach ganz Wukounigs Überzeugung. Zwischen 1974 und 1979 hatte er einen Lehrauftrag an der Akademie für angewandte Kunst in Wien und unterrichtete anschließend an der Höheren Graphischen Lehranstalt in Wien.
Teilnahme an der Biennale in Venedig
Im Jahr 1976 nahm Wukounig mit seinem 16-teiligen Zyklus „Einatmen – Ausatmen“ an der 37. Biennale in Venedig teil. In dieser Serie verarbeitete er seine traumatischen Kindheitserinnerungen an die Erziehungsheime und schuf Zeichnungen, die ihn als gezüchtigten Knaben zeigen. Der unterernährte und ausgemergelte Knabenkörper ist bei Wukounig Ausdruck eines bedrohten und verängstigten Weltbildes.
Weitere künstlerische Aktivitäten
Neben seiner Malerei und Objektkunst verfasste Wukounig auch literarische Texte zur Musik seiner Zeit und gestaltete Cover- und Buchillustrationen für Werke von Josef Winkler und Julian Schutting. Aktuell würdigt die Klagenfurter Alpen-Adria-Galerie das vielseitige Schaffen des 80-jährigen Künstlers in der Ausstellung „Schwerkraft ohne Gnade“, gestaltet von Carolin Walker und Peter Putz.
Auszeichnungen und Preise
Wukounig erhielt im Laufe seines Lebens zahlreiche Preise und Anerkennungen, darunter den Theodor-Körner-Preis, Preise des Bundes und der Stadt Wien sowie des Landes Kärnten. 1977 erhielt er den Förderungspreis für bildende Kunst und 2001 den Kulturpreis des Landes. Seine Werke sind in vielen Museen und Privatsammlungen vertreten, wie der Albertina, der Österreichischen Galerie im Belvedere oder der Sammlung Liaunig.